Tag 27: Von der Meseta in die Berge nach Rabanal del Camino

Motto: Endloser Camino entlang der Verkehrsadern in die einsame Landschaft der Berge

Das Gespräch beim Abendessen ist – oh Wunder – in deutscher Sprache. Es sind dies mein Bettnachbar Stefan aus München (Schwarzwälder in München – ist vom Somport-Pass aus unterwegs) und die im Einzelzimmer eingebuchte Ursula aus Dormagen (geht nur Teile des Camino). Sie hat eine Schwester, die in Mesenich an der Sauer wohnt. Wir finden uns einfach zusammen und sind froh, auch einmal den ganzen Abend in der Muttersprache die Besonderheiten des Camino zu beleuchten. Um uns herum schwirrt schon den ganzen Nachmittag ein „Bus voll Koreaner“ – sie haben auch ein Begleitfahrzeug mit ihren Koffern, Vorräten usw. dabei.  Und die Koreaner sitzen extra, bekommen ihr mitgebrachtes Essen von der Wirtin serviert und essen mit Stäbchen – alles ein wenig seltsam und hier eher nicht landestypisch. Gott sei Dank sind sie nicht in unserem 40 Betten Schlafsaal dabei – sie sind wahrscheinlich unter sich – wie alle Asiaten, auf die wir bisher getroffen sind. Alles ein wenig komisch.

Wir sind hier in Rabanal del Camino in 1.150 m Höhe bei gefühlten 25-30 Grad am Nachmittag schon in einem einsamen Nest auf dem Pilgerweg. Die Infrastruktur besteht aus 2 Restaurants, 2 Tante Emma Supermärkten, einem Kloster mit 4 Mönchen mit zugehöriger Kirche (sie ist ausnahmsweise mal nicht mit Störchen besetzt) und mehreren Herbergen für die immer zahlreicher werdenden Pilger .  
Wir sind hier jetzt auch nur noch eine halbe Tagesreise für Fußpilger vom Cruz de Ferro entfernt, der wichtigen Statio für jeden „Francés“ Pilger ( mein Stein zum Ablegen ist auch schon griffbereit).

Die Strecke ist ansonsten langweilig – typisch Meseta – mit dem Camino parallel der wenig befahrenen Landstraße und meinem Weg auf der Landstraße.

Die Highlights sind schnell aufgezählt, sind dafür aber durchaus kulturelle Vorzeigeobjekte.

In Hospital überspannt die Puente del Orbigo den gleichnamigen Fluss; für den morgigen Muttertag wird es wohl in den Flussauen einen Gottesdienst geben und die Brücke wird beflaggt. Es ist schon ein imposantes Bauwerk aus dem Mittelalter und alle müssen an dem Lautenspieler auf der Brücke vorbei.

Vor Astorga ist auf der Höhe ein Rastplatz für die Pilger mit einem Kreuz aufgestellt. Hier treffe ich auf 2 Engländerinnen aus London, die auch eine kurze Rast machen; ein weiter Blick streift das tiefliegende Tal mit den Bergen Galiciens, die da kommen werden. Es geht steil bergab (14-15%) – eine Tortur für Fußpilger und auch für meine Bremsen.

Astorga ist der nächste Höhepunkt mit seiner Kathedrale und dem von António Gaudí um 1900 errichteten Palacio Episcopal (es ist heute ein Museum); im angrenzenden Park ist meine Mittagsrast (KM 48). 6 km weiter wird in Castrillo de Polvazares ein typisches Steindorf als bewohntes Freilichtmuseum hergerichtet; der Nachteil ist, dass zwar die Touristen vor dem Dorf parken müssen, aber die Einheimischen an allen Ecken ihre Fahrzeuge parken – das könnte besser sein.

Jetzt ist fast Schluss mit der  Meseta und es geht 900 m hoch hinauf zum Ziel in 1.150 m auf 12 km. Die letzten 25 km sind wir dann zu Dritt auf Fahrrädern ohne Hilfsmotor, zwei junge Französinnen und ich; die Beiden wollen heute noch weiter über den Berg.

Das Cruz del Ferro mit 1.500 m hebe ich mir für morgen früh auf.

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