Tag 13: Auf der Via Podiensis von Le Puy nach Saint-Alban-sur-Limagnole

Motto: Wetterkapriolen auf der bisher profiliertesten Etappe

Heute Morgen habe ich auf die Wetter-Online App vertraut und den Beutel mit den Regensachen nach oben gelegt, damit ich direkt zugreifen kann. Es sind 2 Gipfel mit 1.100 m und 1350 m zu bezwingen. Auf dem Camino in Frankreich gibt es dann morgen noch den Col d‘Aubrac mit über 1.340 m. 
Zeitraffer der heutigen Auswertung:
Start: 7:30 Ziel 16:30 / Zeit in Fahrt = 6:30 / 79 km / 11,8 km/h / Höchster Punkt 1.330 / Höhenmeter 1.579
1. Passhöhe 1.161m / 9:40 / 22 km
1. Talpunkt 600m / 10 Uhr / 33 km
2. Passhöhe 1.090m / 12:30 / 46 km
3. Passhöhe 1.166m / 14:45 / 60 km
4. Passhöhe 1.330m / 15:55 / 68 km

Nach dem ersten Aufstieg Gegenwind, Nieselregen, Seitenwind-Böen, Rückenwind.
Die erste Kapelle Saint-Roch hat tolle meditative Musik aufgelegt; nach 5 Minuten muss ich dann doch fahren, denn der Nieselregen wird stärker.
Die rasende Abfahrt ist schon unangenehm kalt; kurzer Stopp bei den Basaltsäulen am Wegesrand.
Unten im Tal in Monistrol-d’Allier ereilen mich zwei Überraschungen. Die Brücke über den Allier ist von dem bekannten Konstrukteur Gustave Eiffel gebaut. Und vor dem Pilgerkaffee nach der Brücke über den Allier sitzt Fritz aus dem luxemburgischen Moersdorf und ruft „Nach Konz geht das hier aber nicht!“ (siehe Bericht Tag 11). Er hat mittlerweile die Münchener Bärbel hinter sich gelassen und ist mit einem jungen Franzosen und dem Schweizer Josef unterwegs – das ist der Camino! Ein großer Kaffee, Wiedersehensfreude und – wir verabschieden uns. Ich fahre die Serpentinenstraße auf den 2. Gipfel hoch, und wer quert nach einer Stunde auf dem  GR76 (Camino-Fußweg) die Straße – unser Trio. Jetzt muss das aber im Bild festgehalten werden – das ist wirklich der Camino!

In Saugues kaufe ich mir am Tour Anglais ein mit Käse und rohem Schinken belegtes Baguette zu Mittag (4€) – die Dame wollte um 13 Uhr gerade schließen – Glück gehabt. Ich stelle mich an einem geschlossenen Geschäftseingang unter, denn es regnet wieder stärker. Und die Windböen in der Regenschauer verheißen nichts Gutes. Die Wetter App zeigt Dauerregen mit 2 Tropfen. Nachdem ich das Baguette gegessen habe ziehe ich die Überschuhe, ZIP-Regenhose und Regenjacke an und prüfe ob alles dicht ist für die restlichen 3 1/2 Stunden. Weiter geht die nasse Fahrt und der höchste Punkt kommt ja noch.

In Esplantes ist es vom Himmel her etwas ruhiger geworden und ich besuche ein sauberes Pilger-WC gegenüber einer Herberge. Die Grafik an der Herberge erzählt eine schaurige Geschichte. Es handelt sich um die Darstellung der Bestie aus der Grafschaft Gévaudan. Sie trieb, so schreibt man, ihr Unwesen im Zeitalter der französischen Revolution. Auf der Abfahrt vor Saugues steht die offizielle Darstellung der Bestie überdimensional aus Holz. Direkt nach der Passhöhe sind dann alle Wasserleitungen von oben geöffnet.

An der Herberge werde ich schon von Fabienne mit „Charles“ begrüßt. Nach dem Trockenlegen finde ich eine fast volle Herberge mit 5 Franzosen, Fabienne & Jean-Claude vor. Neben den Modalitäten werden die Zeiten für Abendessen und Frühstück geklärt (alles zusammen mit Demi-Pension 37 €, Fahrrad gratis). Das Pilgermenü mit Kartoffelsuppe, Braten mit Reis und Früchten in Cidre-Sauce, 3 Sorten Käse, Grüner Salat und Joghurt mit Kuchen ist merveilleuse. Dazu Wasser und Rotwein.

Das Hauptthema am Tisch ist die französische Präsidentschaftswahl am morgigen Sonntag.

Fazit: Auch wenn die äußeren Umstände schwer und wettertechnisch „très mal“ waren – alles andere ist der Camino!

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