Tag 29: Vom Bierzo nach Galizien über Sarría nach Portomarín

Motto: Es ist nicht mehr weit und unterwegs steht der 100 km Wegweiser nach Santiago de Compostela

Das Frühstück wird selbst im „eigenen Haus“ organisiert incl. selbstgebrühtem schwarzen Café. Zwieback mit Butter und Käse und Dem noch verbliebenen Mandelgebäck aus Astorga.

Es soll wieder ein heißer Tag werden – 30 Grad sind angesagt und ich starte mit präpariertem Körper mit Sonnenmilch.

Vamonos

Die Steigung von 6-8 % ist auf den nächsten 15 km schon heftig. Von 550 m auf über 1.200 m.
Dann kommt noch dazu, dass der Straßenbelag sehr reparaturbedürftig ist. Und das zeigt dich dann oben; ich muss umdrehen und wieder 1 km abfahren, da die Straße gesperrt ist. Und es geht auf den ausgeschilderten Fuß-Pilgerweg, der natürlich noch holpriger ist; am Ende ist dann auch noch schieben über eine Rampe von 200 m angesagt. Das hat schon geschlaucht. Es ist sehr warm – alle nicht erforderliche Radkleidung in den Rucksack – es geht ja noch 3 km hoch bis O‘Cebreiro. Das ist dann einen Stempel mit Café con Leche wert. Das Dorf ist quasi ein Pilgerherberge, gleichzeitig Museum und Touristenziel in einem mit seinen strohgedeckten Natursteinhäusern. Mein Tacho zeigt schon + 2 km gegenüber der Planung, es werden heute noch ein paar mehr.

Dann kommen nacheinander 2 Gipfel und dazwischen 200 m Höhenverlust – und das bei dieser Hitze von mittlerweile 25 Grad (1.100-1.300 m). Auf dem ersten steht eine bronzene überlebensgroße Pilgerfigur. Auf den letzten 200 km vor Santiago muss jeder am Weg etwas von den Pilgern und Pilgertouristen verdienen – da geht schon der ursprüngliche Gedanke verloren. Und überall immer wieder Rucksäcke mit Koreafähnchen.

Die nächsten Statios sind Samos mit dem Abadia-Kloster und Sarría. Überall müssen jetzt Stempel her, den eigentlich zählen für den Fußpilger die letzten 100 km und den Radpilger die letzten 200 km.

In Sarría gönne ich mir nach 65 km eine ausgiebige Mittagspause mit Baguette, Dauerwurst, Butter und Streichkäse; den Rest der Butter und des Käses habe ich gerade beim Schreiben erledigt (keine Kühlmöglichkeit).

Eigentlich sind die kurzen Steigungen zum Schluss nicht so schwierig. Aber heute sind es 2 Faktoren, die die Tagesetappe zur schwersten Strecke seit dem Start machen. Es ist die Hitze – im Ziel in Portomarín um 17 Uhr 30 Grad – und der Wille, den 100 km Stein bei A Breía anzufahren. Dafür muss ein Umweg mit steilen Rampen her (+2km) und es geht auf den Fußpilger-Camino (siehe Bilddokumentation). Aber ich schaffe das. Und zusätzliche steile 80 m bringen mir den 100 km Stempel und frisches Trinkwasser für die Radflasche. Die letzten 16 km sind nochmal eine steile Rampe und eine steile Abfahrt von 350 Höhenmeter.

Das Ziel Portomarín besteht aus einer festungsgleichen Kirche und einem parallelen Straßennetz mit einer Herberge an der Anderen und einer Straße mit einem Restaurant an dem Anderen. So habe ich mir das dann doch nicht vorgestellt – aber das ist dem untergegangenen Pilgerdorf in den 60er Jahren geschuldet, als der Belesar-Stausee gebaut wurde und die Stadt incl. Kirche neu aufgebaut werden musste.
Und in der ruhigen Herberge mit 3 Pilgern ist bei der Rückkehr vom Essen noch eine Schulklasse eingefallen – das wird dann spannend für die Nacht; der Leiter hat mal gerade die sanitären Anlagen wieder trockengelegt.

Wegen der Nähe zu dem Zielort habe ich die  nächste Herberge telefonisch in Arzúa gebucht und für Santiago 2 Nächte vorreserviert und auch bereits Finisterre für eine Nacht über Booking.com vorgebucht.

Dann bin ich ja gegenläufig unterwegs und erst einmal nicht auf dem Camino del Norte.

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