Tag 24: Aus dem Ebro-Tal in die Meseta – von Santo Domingo nach Burgos

Motto: Die N 120 ist reine Nervensache und die Meseta liefert den blauen Himmel und heftigen Rückenwind

Der Tag beginnt mit dem Krähen des Hühnervogels im Hof, als ich mein Fahrrad von der Kette befreie. Im zentralen Eingang des 175 Betten „Pilgerhotels“ ist um 6:30 Uhr richtig was los. Um 7:05 bin ich auch schon los und um 7:06 warte ich an der Theke der Cafebar um die Ecke, wo sich die Pilger um einen Café con Leche bemühen. Bei mir ergänze ich die Bestellung auch noch um ein frisches Chiabattabrötchen mit Schinkenomelette. Das Frühstück ist gesichert und die Einnahmequelle sprudelt hier.

Auf der Ausfallstraße zeigt sich schon einmal die Sonne im Rücken. Gleich beginnt der Kampf mit den Trucks auf der N 120, die mich bis Burgos heute auf 75 km kaum loslassen.

In Belorado im Ebrotal ist der erste Stopp an der Iglesia de San Pedro; die ist geschlossen, aber der Mini-Mercato macht pünktlich um 9 Uhr auf. Einkauf für den Mittagstisch unterwegs muss sein. Am Ausgang des Ortes schau ich noch beim Convento de Nuestra Bretonera vorbei – alles geschlossen; das australische Pilgerpaar steht ebenfalls vor verschlossenen Türen.

Dabei stelle ich fest, das irgendwie die ganze Welt auf diesem Pilgerweg vertreten ist – das ist schon bemerkenswert – und die Radfahrer, ob auf dem Fußweg oder wie ich i.d.R. parallel auf der Straße, nehmen auch zu.

In Tosantos, welches schon den Beginn der Meseta einläutet, steht an exponierter Stelle die Felsenkapelle Virgen de la Peña im Sandsteinfelsen. Dann folgt nach weiteren 5 km auf der Straße Villafranca Montes de Oca ein uraltes Pilgerdörfchen mit interessanten historischen Gebäuden.

Und dann heißt es nach dem Spruch von Herbert Ehlen, dem Erfinder der Fairplay-Tour: „Locker Bleiben Aber Nicht Locker Lassen“ (der Spruch begleitet mich jetzt bereits seit 2004). 3,5 km Anstieg mit 6-8% Steigung von rd. 900m auf 1.150m; und das bei einem zur Verfügung stehenden Seitenstreifen von gefühlt 1,20m (mit und ohne Leitplanke, aber i.d.R. glatter Belag) ohne Serpentinen gegen die Höhenlinien. Vor dem Anstieg Jacke, Arm- und Beinlinge aus – in der Höhe Jacke wieder an, denn es bläst ein sehr scharfer Rücken- und manchmal Seitenwind. Auf dem Alto Pedraja haben mich 2 Radfahrer überholt, wobei der eine – ein Italiener aus Valencia – heute Abend einer meiner Zimmernachbarn ist. Nach 48 gefahrenen Kilometern führt die Strecke zur Ausgrabungsstätte Atapuerca – Überreste des Homo Neandertalensis wurden hier gefunden.

Die Ausstellung ist kostenlos, aber nur mit bestellten Führungen sind die Ausgrabungen zu sehen; es ist insbesondere eine experimentelle Ausstellung für Schulklassen etc.. Dafür genehmige ich mir dann aber im Pilgercafé im Ort einen Café con Leche grande und stärke mich mit dem Einkauf vom Vormittag und dem üblichen Apfel; in der Sonne bei 20 Grad und in einer windgeschützten Ecke sitzen ist schon toll.
Es gibt in der nächsten halben Stunde ein reges Kommen und Gehen der Pilger.

In Burgos, der von den Einheimischen im Mittelalter errichtenden Stadt und Bollwerk gegen die Mauren, erwartet den Pilger eine ganz auf seine Pilgerbedürfnisse eingestellte Stadt mit einer alles bestimmenden gotischen Kathedrale Santa María; sie feierte 2021 ihr 800 jähriges Bestehen.

Sie bestimmt das Stadtbild mit ihren langen filigranen Türmen; sie erinnert mich ein wenig an die Sagrada Família in Barcelona. Viele interessante Ecken gibt es zu bewundern; dies gilt auch für die platanengesäumte Flaniermeile Espolón mit ihren geformten Bäumen. Und dann darf das Reiterstandbild des Nationalhelden El Cid nicht vergessen werden.

Das gewählte Nachtquartier in der City ist ein gehobeneres Hostel für 20 € (Zugänge alle mit Zahlencode und richtige Bettwäsche). Im Hause ist ein schottischer Pub und hier gönnen wir uns – Mike aus Südafrika -, der auch mit Fahrrad unterwegs ist, ein Draftbier und spanische Küche mit Tapas bzw. Mike nimmt einen überdimensional ausgefallenen Hamburger.

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