Tag 47: Von der Marne-Mündung in die Champagne nach Château-Thierry

Motto: Der Weg entlang der Marne hat Überraschungen und das Thema „Camino“ ist noch nicht zu Ende!

Von der Mündung der Marne in die Seine verläuft wechselseitig ein tlw. befestigter Radweg in Richtung meines heutigen Etappenziels Château Thierry. Es geht von der Île de France in die Champagne.

Erste Überraschung: Die Barrieren für die Nutzer der Wege werden enger – das ist schon manchmal sehr eng mit meinem bepackten Drahtesel. Und dann endet der Weg an einer Baustelle – Renaturierung ist angesagt; zurück und Umweg mit einer 15-16% Steigung von der Marne hoch auf die Straße. Das war nicht eingeplant -aber geschafft!

Dann komme ich an den Lac de Vaires-sur-Marne, ein aufgestauter Seeabschnitt der Marne. Hier ist alles neu – eine Regattastrecke; es ist Noveau Stade Nautique Olympique für die olympischen Spiele 2024 in Paris – Überraschung Zwei!

Da ich noch kein Frühstück habe, fahre ich im nächsten Ort Lagny-sur-Marne ab. In einer Boulangerie wird ein Café mit Croissant für 1,50 € angeboten. Gleich noch ein Baguette normal und vienoise (genauso groß aber Einbackteig).
Da spricht mich ein Franzose an, ob ich Holländer bin wg. dem Rad. „Non, Allemand“, erwidere ich. „Dann können wir Deutsch reden, denn meine Frau ist aus Hamburg. Ich lade dich zu einem Café um die Ecke ein, denn Renate ist schon mehrfach den Camino gegangen“. Das ist mal eine Überraschung!

Renate ist vollständig von der Rolle, da sie gerade erst aufgestanden ist und Dominique mich hier in die Wohnung mitbringt. Aber wir Camino-Wanderer oder Radfahrer sind ja vieles gewöhnt und so haben wir einen überraschenden Smalltalk über die Geschichten, die der Camino so schreibt – Überraschung Drei.

Dominique hat Renate bei ihrem letzten Camino – sie war von hier aus los gegangen – eine Applikation mit der Muschel auf Plexiglas gelasert (Foto). Leider musste sie den Weg wg. einer Knöchelverletzung nach kurzer Zeit abbrechen und laboriert immer noch daran. Aber sie sieht mit diesem heutigen Ereignis einen Fingerzeig, dass es bald wieder losgehen kann. Wir sagen gemeinsam zum Abschied „Ultreïa und Suseïa“!

Es sind erst 16 km von 91 km und schon 3 Überraschungen. Den nächsten Punkt auf dieser Tagesetappe möchte ich als Besonderheit zum Nachdenken werten:

Es ist das britische Kriegerdenkmal zum 1. Weltkrieg in La Ferté-sous-Jouarre.
Hier halte ich mich länger auf und lese die Geschichten auf den aufgestellten Tafeln zum Kriegsgeschehen an der Marne im Jahr 1914 (siehe Texttafeln am Ende).
Ich bin hier an einem Ort, wo Franzosen, Engländer, Schotten und Iren ihr Leben für die erfolgreiche Verteidigung des französischen Territoriums gelassen haben. 
In der aktuellen Weltlage ist es mehr als ein Fingerzeig, da ich  heute hier bin und berichten kann, dass Krieg und Gewalt, die Souveränität von Ländern und die Freiheit von Menschen für eine offene Gesellschaft mit Perspektiven für die Zukunft für Alle und für unseren Planeten selbstverständlich sein sollte. #Ukraine

Und dann Überraschung Nummer Vier: Um 13 Uhr nach gut 65 km bin ich in Crouttes-sur-Marne im Weinanbaugebiet Champagne angekommen. Das Wein-Gourmet-Festival auf meinem Camino kann weitergehen.

Mein Domizil heute bei Sandra und Tom in Château Thierry liegt nur unweit des renommierten Weinguts „Pannier“, welches zu den renommierten der Champagne zählt. Die haben aber leider schon geschlossen, als ich zum Abendessen in die Stadt gehe.

In dem wohl überaus beliebten Il Cacio finde ich gerade noch einen Platz draußen in der Sonne auf der Terrasse. Heute genehmige ich mir Tagliatelle mit einer Räucherlachsfüllung und einem gebratenen Lachsfilet und dazu einen heimischen Sauvignon blanc. 

Santé

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