Jakobsweg im Ruhrgebiet

Heute Morgen bin ich schon früh wach und dann starte ich ohne Frühstück bereits um 7 Uhr von der Ruhr wieder hoch zum Hellweg. der „Kaltstart“ funktioniert und ich bin nach 3,5 km auf der Billmericher Höhe (das waren dann schon mal 80 Höhenmeter). Hinab gehts in Richtung Dortmund. Da ich ja noch keinen Kaffee usw. habe, ist wohl die nächste Gelegenheit zum Einkauf beim Bäcker Pflichtprogramm. In Holzwickede sind die Türen der Kirche noch zu und um die nächste Ecke ist ein Edeka mit angegliederter Bäckerei. Hier sind die Türen offen und der Bäcker hat mit den Schülern jede Menge zu tun. So bin ich auch mit einem Kaffee ToGo und einer Käse-Laugenstange sowie einem Micken dabei. Für alle die diesen landläufigen Begriff nicht kennen – es ist ein Einback. Da es immer noch ein wenig tröpfelt bei 20 Grad fällt die Pause an dem Bücherschrank von Innogy kürzer aus.

Die Tour geht trocken und ohne Gegenwind auf der Original -Pilgerroute und entlang der Emscher (Quellgebiet) hangele ich mich von Ort zu Ort. Die Strecke ist nicht linienförmig – nein – sie hat viele Haken und manchmal auch Ösen. Die Haken bedingen auch Umfahrung, die für Fußpilger kein Problem sind. Mit dem Fahrrad sind die kurzen Rampen durchaus schwierig und hakelig zu nehmen – es gibt viele 90 oder 180 Grad Kurven zu nehmen. Und ich habe immer noch keinen Muschelwegweiser gesehen.

Querend des Westfalendamms
In Dortmund-Maßen ist es dann soweit – aber die Kirchen am Weg sind zu.

In Dortmund in der Stadtmitte soll das alles anderst werden – oder? St. Reinoldi als zentrale Kirche in Dortmunds Stadtmitte ist zu. St. Marien und die Propsteikirche sind auch zu bzw. Baustellen. In St. Petri werde ich dann bei dem freundlichen Herr der ev. Gemeinde erlöst. Ein englischsprechendes Paar bewundert meine Pilgertour und wünscht mir „Good luck“.

St. Reinoldi
Ein Bauarbeiter lässt mich in St. Reinoldi rein und hier sind die Apostelbrüder Johannes und Jakobus

Die nächste Statio ist am Haus Dellwig in „klein“ Lütgendortmund. Es handelt sich um ein Wasserschloss aus dem 12. Jahrhundert – heute ist u.a. ein Heimatmuseum untergebracht.

Auf einmal stehe ich mitten in Bochum – das ist Ruhrpott: die Städte gehen hier fast nahtlos ineinander über – und bei den Haken geht der Kompass der Orientierung hin und her.

Christuskirche in Bochum

Es ist Mittagszeit und die bei Kamps erworbenen Teilchen werden mit hervorragendem Wasser an der Kirche der Kulturen vertilgt. Mit einem Telefonat verabrede ich mit Udo – DLV Vermesserkollege und heutiger „Herbergsvater“ in Essen-Steele am Ruhrradweg.

Ein bisschen Zechenkultur liegt auch auf dem Weg. Die Bochumer Jahrhunderthalle formt sich um Industriedenkmäler.

Mittlerweile ist der pilgerweg auch mit einem Zeichen der Diözese Essen ergänzt. In Wattenscheid finde ich eine interessante Kirche.

St. Maria Magdalena von außen
St. Maria Magdalena von innen – katholisch geht auch anders
Autofahrerkapelle St. Bartholomäus mir Raststelle für Jakobspilger – links ist die Figur des Jakobus
Kapelle in Sevinghausen, Bochum-Wattenscheid

Kurz danach will ich rasant den Hügel nach Essen-Steele runtersausen, sehe ich doch im Augenwinkel ein Schild unter einer Linde.

In Steele stelle ich in St. Laurentius wieder fest, dass Kirche leben und Feinde erleben so einfach ist.

Kruzifix in St. Laurentius

Von Steele – hier steht für heute die letzte knackige Steigung an – geht nach dem obligatorischen Eis vom Italiener hinab an die Ruhr zum Treffpunkt mit Udo. Er ist von Essen-Werden am Baldeney-See mit dem Rad entgegengekommen. Nach einer Cola und einem Erdinger Alkoholfrei starten wir nach Werden. Unterwegs gibt es trotz des Gegenverkehrs jede Menge Informationen über das, was wir bei Tempo 20 so sehen.

Am Stausee

In Werden sind die meisten Kirchen auch geschlossen, aber es ist schon eine beeindruckende Vielfalt. Hier steht mit der romanischen Kirche St. Lucius die im 10. Jahrhundert erbaute älteste Pfarrkirche nördlich der Alpen.

Folkwang Universität der Künste im Schatten von der St. Ludgers Basilika

Nach 84 km und doch über 600 Höhenmetern treffen wir bei Udo zu Hause ein und Karin begrüßt uns. An dem vermutlich heißesten Sommerabend 2020 mit über 28 Grad um Mitternacht grillen wir bei wunderbaren Salaten Buttersteaks, Hähnchenbrust und Bauchspeck. Damit das Ganze auch gut verdaut werden kann, gibts als Nachlese zum Weizenbier noch einen Absacker „Alte Marille“.

 

Ein Kommentar

  1. Hallo Karl Josef.

    Habe wieder sehr interessiert deine Berichte gelesen. Den Marillen haben wir beide genommen. Den mag ich auch !🤷‍♂️😏

    Weiterhin viel Glück 🍀 auf deiner Tour.
    Vielleicht solltest du deine Berichte in den „Pilger“ setzen, eine Zeitung, die ich beitritt seit Jahren im Abo habe .

    Liebe Grüße und bleib gesund

    Raimund

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