Outdoor-Tourenplanung

Aufgrund der beruflichen Erfahrungen fällt für mich als Geodät die Planung von Rad- oder Wandertouren in ein Aufgabengebiet, welches mich seit dem Studium der Vermessungskunde verfolgt. In den 80er Jahren gab es nur topografische analoge Landkarten in verschiedenen Maßstäben, mit denen man sich diesem Thema näherte. Im Fachhandel waren auch schon Wander- und Fahrradkarten, i.d.R. in den Maßstäben 1:25.000 bis 1:250.000, verfügbar. Die ausgewiesenen Wander- und Radwege waren noch in einer überschaubaren Anzahl dargestellt. Premiumwege waren auch schon in der Örtlichkeit mit den entsprechenden Hinweisschildern ausgewiesen. Weitergehende Informationen wie Raststätten, Verbindungswege, touristische Besonderheiten und die Beschaffenheit des Untergrundes waren nicht hinterlegt und vorhanden.

Im Rahmen meiner Vermessung von Straßenläufen waren dann Anfang der 90er Jahre auch andere Maßstäbe von analogem Kartenmaterial für die Planung und Darstellung der Streckenpläne erforderlich, die es dann über den Fachhandel hinaus auch bei den amtlichen Vermessungsstellen gab.

Mit dem Siegeszug des Personal Computers war ich als Landvermesser in einer Behörde direkt an der Quelle und der Übergang auf digitales Kartenmaterials war auch Teil meiner beruflichen Aktivitäten. Mit der Überführung der topografischen Karte 1:25.000 durch die Vermessungs- und Katasterverwaltung in das digitale Zeitalter mit CD’s oder DVD’s um die Jahrtausendwende begann das Zeitalter, mit im Hintergrund dargestellten Karteninformationen Routen entlang von Wander- und Radwegen sowie Straßen zu erstellen. Dabei war es zu diesem Zeitpunkt noch außerordentlich wichtig, dass bei der Linienführung die ebenfalls dargestellten Höhenlinien Berücksichtigung finden mussten, d.h. die einzelnen definierten Routenpunkte wurden so gesetzt, dass die Route dem landschaftlichen Höhenprofil folgt (keine Linie „durch den Berg“ oder „über das Tal“).

Das Ergebnis war dann z.B. die Lage der Route in der Karte, die voraussichtliche Länge und ein Höhenprofil, welches aus dem hinterlegten digitalen Geländemodell berechnet und grafisch dargestellt wurde. In Abhängigkeit der Genauigkeit in Lage und Höhe der digitalen Daten waren die Ergebnisse schon recht ansprechend. Das lag damals wie heute an der durch die Vermessungsbehörden ermittelten Qualität der topografischen Daten.

 

Die zeitliche Revolution der Routenplanung beginnt dann mit der generellen Nutzungsmöglichkeit des WordWideWeb. Die Anbieter und Portale für Outdoor-Aktivitäten entwickelten in rasanter Geschwindigkeit Möglichkeiten der Tourenplanung für Jedermann. Heute sind dies federführend die Portale www.alltrails.com, www.garmin.com, www.komoot.com, www.outdooractive.com.

Parallel dazu nimmt das global positioning system (GPS) seinen Lauf. Es ist das bis zur Jahrtausendwende rein militärisch und dann auch durch offizielle Vermessungsstellen genutzte System, eine Position auf der Erde mit Hilfe von geostationären Satelliten im Weltraum zu bestimmen. Für die behördliche Nutzung der Satellitensystem ist heute mit entsprechendem Aufwand eine Lagegenauigkeit im Zentimeterbereich möglich; die Genauigkeit der GPS-Messung für Höhendaten liegt hier im unteren Dezimeterbereich.

Im Individualverkehr auf der Straße halten die Navigations-Systeme Einzug und sind heute Standard; die Genauigkeit kann mit 5-10 m in der Lage definiert werden.

Für den Outdoor-Enthusiasten, den ambitionierten Gebirgs- und Camino-Wanderer, den Ausdauerläufer und viele Andere werden auch die GPS-Geräte am Handgelenk oder am Fahrrad und Rucksack unverzichtbar. Selbst der Tracker als Schrittzähler im Alltag werden für viele Menschen ein gern genutztes Gadget. Die Genauigkeit kann, je nach der Empfangsmöglichkeit von Satelliten und des Aufenthaltsortes, heute generell mit ca. 3 m in der Lage und ca. 10 m in der Höhe angegeben werden.

Dabei ist immer zu beachten, dass viele Fehlereinflüsse das Empfangssignal beeinflussen und damit das Ergebnis verfälschen. So kann der Autor u.a. davon berichten, dass beim Berlin-Marathon, der nun einmal 42.195 m lang ist, seine GPS-Uhren (Garmin Fenix 3 + 7) in der Vergangenheit zwischen 43.700 m und im Jahr 2023 42.500 m gemessen haben.

Die heutigen Outdoor-Portale und Gerätehersteller nutzen regelmäßig die Kartenwerke der freien Kartenplattform www.openstreetmap.org. Für Deutschland gibt es darüber hinaus auf Basis der Daten der Vermessungs- und Katasterverwaltungen eine flächendeckende topografische Karte mit relativ exakten Höhendaten (10m-Raster).

Tourenplanung heute:

Am Beispiel des Autors passiert dies mit den Tools und Geräten des Weltmarktführers Garmin.

Die Software Garmin Basecamp wird für die Planung am Desktop/Laptop genutzt. Dabei wird unterschieden zwischen GPS-Routing und GPS-Tracks. Soll die Route lediglich als Orientierung vom Start über verschiedene Wegpunkte zum Ziel dienen, empfiehlt sich das GPS-Routing, da diese von dem Anwendergerät oder der Anwender-APP entsprechend des Bewegungsprofils immer wieder neu berechnet und angepasst werden kann.

Möchte man aber einem Weg von A nach B stringent folgen, der an bestimmten Wegpunkten und Sehenswürdigkeiten (POIs) vorbeikommen und nur bestimmte Wegabschnitte nutzen soll (Bahnradweg, ausgewiesener Wanderweg), ist es sinnvoll den „Brotkrumen oder Fußspuren“ des Tracks zu folgen; der Track ist statisch festgelegt. Muss man z.B. eine Baustelle umfahren, kann man in der entsprechenden Zoom-Stufe den Straßen und Wegen so folgen, dass die Umfahrung wieder auf dem Track landet und dann wieder weiterverfolgt werden kann; eine automatische Umrechnung der Wegstrecke erfolgt nicht.

Die GPS-Geräte und Smartphones mit entsprechenden Applikationen können die so entwickelten Daten nutzen. Dies gilt auch für die angesprochenen Outdoor-Portale. Die Darstellung auf den mobilen Bildschirmen ist mit dem Kartenmaterial und den hinterlegten Daten hervorragend.