Tag 39: Von Cuerres über Llanes an der Küste entlang nach Santillana del Mar

Das waren heute 90 km bei tollem Reisewetter – und es waren bestimmt davon 20 km auf dem echten Camino – das war dann aber auch schon abenteuerlich. Die Ausblicke in die Natur und Landschaft, die Weite und Ferne, und der weniger vorherrschende Verkehrslärm machen da so manche steilen Kurzrampen wett. Und mein Ziel hatte ich zwar anvisiert, aber das war wegen der Menge der Übernachtungsmöglichkeiten noch nicht fix.

So lasse ich mir Zeit bei dem ersten Halt nach 3 km – es sind die Meeresgeysire der Biskaya – die Bufones de Pría. Das liegt zwar nicht direkt am Pilgerweg, ist aber unbedingt sehenswert und zu empfehlen.
Die vulkanartigen Löcher bis zum Meeresspiegel (tlw. an die 100 m tief) fauchen wie die Wilde 13 bei Jim Knopf (Augsburger Puppenkiste). Und das alles ohne Absturzgitter und Co. Das ist je nach Wellengang leise, sanft und dann ruckartig brüllend und dabei kommt dann Luft und Wasserdampf der Wellen mit; im Idealfall könnten das dann auch bis 10 m hohe „Geysire“ sein. Aber heute reicht die Tide nicht aus.

Eine Gruppe Fotografen wartet mit Kameras auf Stativen auf den richtigen Moment. Es ist eine amerikanische Reisegruppe, die für 2 Wochen an der Nordküste der Biskaya ihr Fotohighlight ablichten wollen. Zwei haben eine Fuji-XT4 Ausrüstung positioniert – da ich eine Fuji-XT2 spiegellos zu Hause habe, ist schnell fachsimpeln angesagt. „Good time“ heißt es dann zum Abschied.

Die nächste Station sind die Flysch-Felsen in Cuevas del Mar – mit Höhlen durchlöcherte Felsformationen.An dieser Playa stehen schon 6 Wohnmobile um 8 Uhr, davon 4 VW-California – dass hat schon was – jeder übrigens in einer individuellen Ausbauform.

Der erste Café con Leche mit einem Schinken-Käse-Baguette für zusammen 2,70 € ist dann in Llanes dran. Ein Fußpilger aus Belgien hebt mal mein Rad an – „Ist doch recht schwer!“ meint er. Stimmt!
Unterwegs finde ich dann einen Supermarkt, um die Vorräte für den Mittagssnack aufzufüllen. „Grande Malheur“  – mein Rad kippt um, Lenkertasche entleert auf dem Boden und Vorderrad blockiert. Tasche aufräumen, Schutzblech wieder justieren, Spiegel und Navi heile geblieben. Weiter gehts auf dem Fußcamino mit meinem Gefährt – meine zweite Fotosession beginnt.

Von San Vincente de la Baquera führt mich der Weg auf einer Nebenstraße mit vielen Auf und Abs nach Comillas. Hier steht ein von António Gaudí gebautes Wohnhaus mit Wehrturm – aber 7 € Eintritt für ein Foto von außen – das muss nicht sein – und das für ein Privathaus. Ich komme meinem Ziel „Santillana del Mar“ näher. Hier betreiben die Klarissen ein Konvent mit angeschlossener Pilgerherberge „El Convento“. Übernachtung, gemeinsames Abendessen mit 3 Gängen, Wasser und Rotwein und ein Frühstück zusammen für 25,50 € – da kann man nicht meckern, insbesondere weil fertig bezogene Zweibettzimmer hier Standard sind.

Das passt alles. Einrichten, Dusche, Umziehen und dann ohne Gepäck mit dem Fahrrad die 3 km bergauf zum Museum Altamira. Die hier vor über 100 Jahren entdeckten Höhlenzeichnungen unserer Vorfahren können bis 20 Uhr für 3 € besichtigt werden. Am Nachmittag ist der Anhang verhalten und ich kann in Ruhe einige Fotos des nachgebauten Höhleninneren machen. Das passt dann auch gut, denn um 19 Uhr  ist Abendessen angesagt. Wir sind ein rein deutscher 10 er Tisch und 30 Personen essen gemeinsam im Speisesaal zu Abend. Und jeder hat einen interessanten Beitrag zum Tischgespräch.

Das war mal wieder für mich – der Camino.

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