Tag 28: Zum Cruz de Ferro und weiter in das Weinanbaugebiet Bierzo bis nach Vega de Valcarce

Motto: Der höchste Punkt des Camino und die längste Abfahrt sind heute das Thema

Der Sonnenaufgang und die Wetterprognosen der APP sagen Hitze voraus. Die erste Wärme am sehr frischen Start in Rabanal del Camino produziert der Körper selbst, denn es geht 7,8 km lang von 1.150 m auf 1.504 m; das sind immerhin im Durchschnitt eine Steigung von 4,6%.

Nach einer Stunde bin ich am Cruz de Ferro angekommen; es ist das Zwischenziel aller Pilger auf dem Camino Francés, um ihre Lasten, Sorgen und vielleicht auch Wünsche in Form eines Steins aus der Heimat abzulegen. 
Mein Stein ist aus Schiefer aus den Niedermenniger Weinbergen, meiner neuen Heimat seit April 2017. Er ist mit unseren geografischen Koordinaten (N49°41,500‘ E 6°38,090‘) versehen und dokumentiert meine heutige Statio am 08. Mai 2022 – 8 Uhr. Vielleicht hilft er ein wenig bei dem Gedenken an das Ende des 2.Weltkrieges und der aktuellen Situation, wieder Frieden in Europa und der Welt zu bringen. #Ukraine

Bis zum zweiten Gipfel heute morgen mit 1.450 m sind es noch 5 km und ein paar Rampen mit 10-12% Steigung gilt es zu überwinden. Dazwischen liegt das verlassene Dorf Manjarín, wo nur noch eine sehr rustikale Herberge als Notstop dient; skurril ist es hier schon.

Dann winkt das Bierzo im Tal und da muss ich ja runter. 15-20 km mit Tempo 30-50 km/h ist ja auch tricky, aber der Bremsencheck vom Vortag lässt es zu; es sind immer noch meine ersten Bremsklötze seit mittlerweile fast 2.200 km.

In Molinaseca können die Bremsen auskühlen – ein Café con Leche incl. Toilette habe ich mir verdient – und ein Schoko-Croissant egalisiert den Zuckerspiegel.

Bei KM 35 bin ich in Ponferrada mit seinem Castillo angekommen; es ist wieder sein ein Monument des Mittelalters. Das ist heute ständig Thema entlang der Radstrecke. Auf meiner Suche nach einer Bäckerei werde ich nicht fündig – Sonntag ist alles zu, aber um 12 Uhr macht der McDonalds aus der Strecke am Stadtausgang auf und ich bin Kunde 001 mit Chicken MacNuggets und einer Cola mit Eiswürfeln.

Die nächsten Castillos und Zeichen des Pilgerwegs gibt es dann in Cacabelos und Villafranca del Bierzo.
Mittlerweile habe ich alle wärmenden Sachen ausgezogen, denn die Sonne taucht die Landschaft auf 500m Höhe in gleißendes Licht und Wärme pur. Das wird dann auch für mich und die am Straßenrand wandernden Pilger eine Herausforderung. Es sind dann 20 km ständig leicht bergauf – kein Schatten – und das parallel zur relativ lauten Autobahn.

Schließlich lande ich in dem einsamen Vega de Valcarce nach 78 km.

Die vorher ausgesuchte Herberge ist voll, aber der Herbergsvater hat einen Kollegen mit einem privaten Zimmer. Es wird dann für mich ein ganzes Haus (Übernachtung nach Verhandlung für 25 €); die Waschmaschine mit Kurzprogramm bringt die Sportwäsche auf Neustart und eine halbe Flasche Wein ist auch noch inklusive.

Im Restaurant bestelle ich später das Menu del Dia – das ist schon sehr üppig mit 3 Gängen und einem 1/2 Liter Bierzo-Rotwein. Aber das braucht der Radpilger. Denn am nächsten Morgen steht schon wieder ein Berg in der Frühe an, und den muss ich ja rauf.

Buen Camino

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