Tag 22: Von Pamplona in die Rioja nach Los Arcos

Motto: Auf unterschiedlichen Wegen zum Alto del Perdón und parallel zum Camino-Fußpfad unterwegs in das Weinanbaugebiet Rioja

Wir werden heute mit sanfter Musik aus Taizé geweckt; Gerda hatte das bereits gestern Abend angekündigt. Bereits vor dem Frühstück ist der aus den USA stammende Pilger losgezogen. Um Viertel vor Acht sind alle aus der Casa Paderborn aufgebrochen und gehen oder wie ich, fahren ihren eigenen Rhythmus auf dem gut ausgewiesenen Camino aus der Stadt. Am Rande der Stadt sind bereits die vielen Windmühlen auf dem rd. 760 m hohen Alto del Perdón in den tiefhängenden Wolken sichtbar. Bald sehe ich filigran am Bergrücken auch schon das erste Pausenziel – es ist die Metallplastik am Bergkamm, wo die Pilger hinab in die Ausläufer des Weinanbaugebietes Rioja wechseln.

Nach 1:45 Std bin ich hier oben nach gefühlten 9-10% auf den letzten 3-4 Kilometer. Und wer kommt da – es ist Chip, der US-Amerikaner aus Pennsylvania, der heute so früh unsere Herberge verlassen hat. Und es gesellt sich ein weiterer Pilger aus Florida dazu. Es stellt sich heraus, dass Andy ebenfalls in Boston Marathon gelaufen ist (er 2000+2001 / ich 2007) – das ist der Camino! Alle machen sich wieder zügig auf den Weg, denn diese Wetterscheide treibt einem mit dem Wind die Wärme aus dem Körper.

Am Weg liegt die Eremitage von Eunate und in Obanos erinnert eine Pilgerstatue an die Einmündung des Camino vom Somport-Pass; ab hier gibts nur noch den Camino Francés. Der Ort Puente la Reina wurde nach der sechsbogigen Brücke (11. Jh) über den Arga benannt.

Nun führt der Weg wieder bergauf, parallel zu Schnellstraße und hier treffe ich die erste Radpilgerin heute Vormittag; sie kommt mir entgegen und erzählt, dass sie über die spanische Sierra Nevada nach Santiago hoch kam und jetzt entgegengesetzt auf dem Rückweg nach Kehl unterwegs ist. 

In nächsten Ort Cirauqui ist Pause angesagt mit einem Cola und Philadelphia-Frischkäsezubereitung für das bereits vorher erstandene Baguette – „Pane“ in Spanien genannt; ein wenig Abwechslung muss mal aufs Brot. Das nächste Highlight wartet bereits am Ende der Ortschaft mit einer wiederhergestellten Römerstraße und einer Römerbrücke, über die der Camino geführt wird – für Radfahrer nicht passierbar.

Am frühen Nachmittag sind die meisten Pilger bereits in Estella als Etappenziel eingetroffen; man kann jetzt schon von einer Pilgerkette sprechen. Aus der romanischen Zeit stammen viele Sehenswürdigkeiten und die Hauptkirche San Pedro de La Rúa.

Ich versorge mich mit Pane, Obst und einem Dosenbier für heute Abend, denn in dem verschlafenen Los Arcos wird es vermutlich nicht viele Restaurants geben. Das bewahrheitet sich auch um halb Fünf und so ist heute Abend kalte Küche in der Herberge angesagt. Hier ist ein 12er Zimmer mit 11 belegt. Für 5 Euro mehr kann ich in ein neues 7-Bett Zimmer einziehen – ich bleibe der Einzige – das hat sich gelohnt. Für 4 € ist dann morgen früh Frühstück bestellt – mal schauen ob es das wert ist; die Herberge ist untere Kategorie (Dusche u WC im Hof) – aber sauber.

Bevor ich mein Tagesziel mit dem letzten Berggipfel erreicht habe, ist Linksabbiegen zum Kloster Santa Maria La Real de Irache angezeigt. Die geschlossene kirchliche Anlage ist eigentlich Nebensache, denn hier verfügt die angeschlossene Bodega neben einem Weinmuseum über eine „Quelle = Fuente“ mit Wasser und Rotwein. Der Pilgerkollege aus Spanien wird mich bei der Prüfung der Quelle fotografieren; es gibt übrigens nur ein Glas für Alle, welches brav mit dem Quellwasser gespült wird.

Danach gehen die noch ausstehenden 17 km mit einem Alto auf 650 m wie „im Fluge“ vorbei.

Die nächsten 2 Tage sollen ungemütlich nass und kalt werden. Erst in Burgos soll eine Trendwende beim Wetter einsetzen.

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