Tag 33: Von Santiago de Compostela nach Cap Finisterre

Motto: Mal schauen, ob ich das „Ende der Welt“ sehen und erreichen kann

Heute bin ich sehr früh ohne Frühstück unterwegs, denn die Etappe ist herausfordernd mit 90 km und bei der angesagten Hitze wird es zum Schluss schon sehr anstrengend. Es sind dann abschließend auch 94 km und fast 1.500 Höhenmeter mit 4 Spitzen zwischen 380 m u. 431 m.

Nach dem ersten herausfordernden 10%er auf 1,5 km bestelle ich mir in Trasmonte einen Café con Leche und dazu ein Schokocroissant. Das holl. Ehepaar bewundert meine Strecke – sie sind nach Muxia unterwegs. Weiter gehts und auf der Strecke treffe ich Mutter und Tochter auf dem Rad aus Dublin, die meine Strecke heute in 3 Tagen absolvieren wollen. Der nächste Treff ist an einer archäologischen Nekropole mit Gräbern aus „Hinkelsteinen“; Tatiana aus Hagen und Marion aus Herne interessieren sich für meine Tour und wir wünschen uns ein Buen Camino.

Es geht weiter in heftigen Wellen über den Río Tambre und durch Negreira. In Hospital am Stahlwerk trennen sich die Caminos nach Finisterre und Muxia und ab hier geht meine Fahrt bergab nach Cee ans Meer; die Stadt ist ebenfalls von der Stahlindustrie beherrscht. Nach zwei Küstenwellen lande ich in meiner vorgebuchten Herberge, die nach dem Hinweis meines Radreisebuchs etwas abseits vom Trubel der Stadt liegt. Ich bin heute hier einziger Gast und lasse es gemütlich angehen. Nach einer Stunde Pause mit Duschen und Organisieren fahre ich mit dem Rad ohne Gepäck die 5 km ans Kap hinauf (100 Höhenmeter); das ist entspannend und ein gemütliches Tempo bei 30 Grad und Sonne pur.

Der bronzene Pilgerschuh und der 0,00 Kilometerstein müssen natürlich fotografiert werden. Hierbei sind mir Reisegäste aus der österreichischen Steiermark behilflich – sie sind mit dem Reisebus auf einer Spanientour durch Andalusien und jetzt auf den Spuren des Camino. Sie werden nach Bilbao weiterreisen.

Einige Mitreisenden sind sehr an meiner Pilgertour interessiert und es gibt reichlich Gesprächsstoff und Lob, Respekt, und Aufmunterung für meine weitere Reise. Dabei stellt sich heraus, dass eine Dame gebürtig aus Bitburg ist und jetzt in der Steiermark verheiratet ist; das sind Zufälle – und das ist mal wieder „der Camino“.

Am Hafen kaufe ich für das morgige Frühstück unterwegs ein. Baguette (luftdicht in eine Tüte verpackt) und dunkle Schokolade, denn, das ist auch das Frühstück in Taizé – Baguettebrötchen mit Schokoriegel – das ist für die morgigen 100 km nach La Coruña die richtige Grundlage nach 2 Stunden Fahrt. Nur den Café con Leche muss ich dann irgendwo in einer Bar an der Strecke ausfindig machen.

Das Abendessen nehme ich am Hafen in Fisterra ein: Menü mit 3 Gängen (Vorspeise: Spaghetti Bolognese Hauptgang Schweinelende galicisch mit Patatas Frites und als Abschluss einen Espresso / dazu 1/2 Liter Rotwein = 14,50€) – da kann man nicht meckern. Die Eisbar hat noch auf – 2 Bällchen müssen her. Das reicht dann auch fast bis zum Meer auf der anderen Seite der Halbinsel, vorbei an meiner Herberge (die liegt jetzt sehr günstig. Hier will ich den Sonnenuntergang um 21:51 Uhr erleben.
An einem Aussichtspunkt komme ich mit 3 Pilgern in Gespräch, die auf dem Río de la Plata Weg von Sevilla aus unterwegs sind und sich auf dem Weg kennengelernt haben.

Es sind Vincent aus New York und die Niederländer Dolf aus Roermond und Ferdinand aus Kerkrade. Die halbe Stunde bis zum finalen Untergang der Sonne vergeht in den Camino-Gesprächen wie im Fluge.

Die sinnstiftenden Gespräche, die Ruhe und Gelassenheit der Menschen, das Meeresrauschen und das besondere Licht, das ist ein toller Tagesabschluss – das ist „mein Camino“!

Der Weg ist das Ziel – Ultreïa 

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