Tag 18: Von der Garonne in das Herz des Armagnacs nach Eauze

Motto: Durch eine fruchtbare Region mit einem finalen Abendessen bei Marie France

Der Tag ist erst einmal nicht sehr spannend. Mit gemäßigten Temperaturen von 13 Grad verlasse ich Agen und es sollen heute Nachmittag in Eauze 18-19 Grad sein – kein Regen und kein Wind – da freut sich der Radfahrer, denn es verbleiben als Gegner nur noch die Bodenwellen, die sich zum Schluss doch auf 874 Höhenmeter summieren, obwohl ich mich in einem Gelände zwischen 60 + 200 m bewege.

Nach einer Stunde bin ich schon auf dem höchsten Punkt mit 201 m in Moncaut angelangt. Die Hinweise zeigen, dass hier viele Radtourenmöglichkeiten auf den untergeordneten Straßen angeboten werden. Das Mittagsziel ist Condom, wo ich dann auch wieder den Pilgerweg erreiche. Und heute ist es so weit. Die ersten Radpilger (außer mir) kommen aus Österreich; es sind 2 Paare mit Pedelecs, unterwegs von Genf über den Camino del Norte Richtung Santiago. Wir fachsimpeln etwas über die Navigation – sie mit Komoot – ich mit Garmin. Wir werden uns auf dem Voie Verte de l’Armagnac noch zweimal begegnen!

Vor der Kirche der ehemaligen Benediktinerabtei Saint Pierre (Spätgotik) sind die 4 Musketiere als Symbolgruppen platziert; die entsprechenden Fotos werden geschossen.

Die Mittagspause lege ich auf dem Bahnradweg auf einer Bank ein – es sind noch 30 km bis zum Ziel Eauze, dem Zentrum der Armagnac-Produktion.

Die Vier aus Graz grüßen vorbeifahrend – und ich grüße 10 km später bei ihrer Mittagsrast.

In Gondrin verlasse ich den Radweg und dann kommt wieder eine der D 9xx Straßen; die „Camions“ sind nur etwas weniger.

In Eauze gehört die Kathedrale Saint Luperc zum Pflichtprogramm; die römischen Spuren sind im Bau integriert worden – ein vorromanisches Taufbecken ist erhalten. Interessant sind auch die aus dem 15. Jh erhaltenen Fachwerkhäuser am zentralen Platz an der Kirche. Das archäologische Museum mit Römerfunden hat geschlossen – ebenso wie das vorherige Armagnac-Museum in Condom – c’est la vie.

Es ist nach 15 Uhr und ich fahre in die Herberge von Marie France, bei der ich Demi-Pension gebucht habe – dann ist das mit Abendessen und Frühstück mit erledigt.

Ich bin heute der einzige Gast (15 Betten stehen zur Verfügung). Sie klärt mich auf, dass „La Grange“ Schuppen für etwas zum Unterstellen bedeutet (dieses Wort sehe immer wieder unterwegs auf Schildern).

Bis zum Abendessen ist noch etwas Zeit und ich checke das Fahrrad, befreie die Schaltung von verkrusteten Strukturen, prüfe die Speichenspannung und teste die Bremsbacken usw. – bisher alle ok toi toi toi.

Duschen, telefonieren mit Zuhause und dann beginnt das Abendessen im großen Saal – mit Marie France und mir. Übersetzungshilfen via Mobilphone nutzen nur wenig und wir verständigen uns in den nächsten 2 Stunden köstlich mit Französisch, Kauderwelsch und Händen und Füßen. 
Die Themenpalette reicht von der großen Weltbühne bis ins kleine Zentrum des Armagnac. Ich erhalte eine Einführung in das Wesen des Armagnac incl. Verkostung. Das ist natürlich der Digestif – nach einem Floc de Gascogne Likör als Aperitif, Salatvorspeise, Rindersteak mit Kartoffelspalten und Gemüsebeilage.
Dieser Armagnac aus dem Ténarèze (kalkhaltige Böden sind ihr Charakter) mit der Fruchtnote „Prunes“ / Pflaumen -kommt aus dem Herzen der Armagnac-Produktion.

Wir verabschieden uns herzlich – das ist der Camino!

Ultreïa

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