Kleiner Umweg auf der Bonifatiusroute

Die Wetter-App sagt zum Nachmittag Regen voraus. Ich muss es nehmen wie es kommt. So starte ich pünktlich in meiner alten Studentenstadt (1978-1981). Teilchen gibts beim Bäcker in der Mainzer Altstadt, nachdem ich mir 2 Lungo-Kaffee in meiner airbnb-Herberge im Uni-Viertel gegönnt habe. Es ist Rushhour die Zitadelle runter. Ich werfe einen wehmütigen Blick von der Theodor-Heuss Brücke und denke an die vergangene Mainzer Zeit.In Mainz-Kastel gibts den ersten Hinweis auf die Bonifatiusroute am heutigen Museum „Castellum Reduit“.

Zu Beginn lädt eine flache Radroute am Main zu entspanntem Radfahren ein. In Mainz-Kostheim – übrigens die erwähnten Orte am heutigen Morgen liegen in Hessen und sind Teil der Stadt Wiesbaden – erhalte ich den ersten Pilgerstempel bei der Küsterin von St. Kilian. Nach einem Umweg wegen einer im laufenden Betrieb zu sanierenden Autobahnbrücke A 671 gehts hinauf nach Hochheim am Main.

Das ist der erste Anstieg zum Warmmachen – der Lohn ist der Stempel in der Kirche St. Peter und Paul und eine interessante Kunstausstellung im Kirchenumfeld.

Durch Weinbergswege mit gutem Belag führt mich das Navi (Garmin GPSmap 66 – sehr zu empfehlen) nach Flörsheim. Hier ist Wochenmarkt an der Kirche im leichten Nieselregen. Und welche Überraschung: Die Backwaren liefert hier exklusiv der Prümtalbäcker. Die Welt ist klein und es gibt anscheinend keine Entfernungsgrenzen für den Brötchenverkauf.Da ich ja schon meine süßen Teilchen in Mainz erworben habe gönne ich mir hier um 10 Uhr ein Fleischkäsebrötchen für 2€40.

In Sindlingen gehts hinüber auf die rechte Mainseite unter einem Wirrwarr von Fahrbahnen und Wegen – das war schon bei der Routenplanung eine Herausforderung – und es geht prompt daneben: Das blaue Schnellstraßenschild ist für einen Radfahrer ein NoGo.… nach einer Viertelstunde bin ich dann wieder richtig – und die Naturtoilette hat auch funktioniert.

Fahrrad (15 kg) und 5×5 kg Gepäck sind über die Leitplanke gehoben – wieder eine neue Erfahrung. Aber 300 m weiter geht der Radweg über diese Kreuzung und dann normal weiter – shit happens.Die nächste Kirche St. Jakobus in F-Niederrad wird als „Offene Kirche“ tituliert. Die Gespräche im Pfarrbüro bestätigen die besondere Form, wie Gemeinde heute gelebt und erlebt werden kann – da können wir in unserem Kirchenkreis noch so einiges lernen.Weiter gehts entlang des Mains zur Skyline Mainhattan – den Blick konnte ich bisher nur bei 3x Frankfurt-Marathon erhaschen – als Radpilger gönne ich mir den kleinen Umweg und die Zeit.Über den Eisernen Steg (für Radfahrer ist die Fußgängerbrücke nur mit dem Aufzug zu nehmen) gelange ich in die City. Der Kaiserdom (rechts im Skyline-Bild) ist wegen Renovierung zu. Die Kirche St.Leonhard ist eigentlich eine Muss für Jakobspilger – auch zu wg. Renovierung – dafür eine tolle künstlerische Skulpturengruppe vor dem Gotteshaus zum Thema Jakobus.Auf dem Römerberg gönne ich mir nach Goethehaus und Paulskirche die Mittagspause am zentralen Brunnen (mir warmem Wasser und Mainzer Teilchen) und beobachte in der halben Stunde 3 Hochzeitsgesellschaften vor dem Römer.Aus Frankfurt heraus geht es auf Wegen am Bornheimer Hang und durch ein Gewirr von Kleingartensiedlungen in Richtung Bergen-Enkheim. Der angekündigte Regen kommt pünktlich und schnell. Der Weg ist immer noch richtig – aber tlw. recht schmal.Die Schauer ist an der Schelmenburg in Bergen-Enkheim vorbei. Hier verlasse ich den Jakobsweg und die Bonifatiusroute und fahre in Richtung der Nidda.In Gronau an der Nidda ist Treffpunkt mit meinen Freund und Kumpel Hermann angesagt. Nach einigem Hin und Her telefonieren finden wir wegen den vielen Brücken über die Nidda do h zusammen – und ich war viel zu früh. Er begleitet mich entlang der Nidda nach Bönstadt – eine heftige Regenschauer zwingt uns zum Umziehen – aber das hält ja nicht von interessanten Gesprächen mit ausreichend Abstand ab.

Nach gut 92 km kann ich auch Heidrun begrüßen – in diesen besonderen Zeiten natürlich alles mit respektvollem Abstand. Tischgrillen, Kartoffelsalat und 1,2,3 Bit und als Nachtisch einen Calvados runden den lauschigen Terrassenabend ab – und die nassen Klamotten trocknen schon gewaschen auf der Leine – Luxusherberge bei Freunden – einen Dankeschön und vergelts Gott.

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