Die Tages-Etappen sind mit dem Freizeit- und Outdoor-Portal AllTrails verlinkt und einsehbar.
Die einzelnen Tagesetappen stehen als gpx-Dateien zur Navigation zum Download bereit.
Die Berichte zur grenzenlosen 5-Länder-Tour werden während der Radtour am Abend mit allen interessanten Informationen, Kuriositäten und Bildern von Karl Josef Roth, präsentiert, der auch für die Streckenplanung verantwortlich zeichnet.
Unser Teilnehmer Alois Portz (gebürtig aus Bekond, seit 1989 mit beruflichem und familiären Lebensmittelpunkt in Bayern) hat vorab einen „kleinen Tourbegleiter“ verfasst.
Es liegt ihm am Herzen, seine alte Heimat auf diesem Wege neu zu „erfahren“.
Dieser Bericht ist garniert mit seinen Ausführungen <<…>> in Kursivschrift.
Samstag, 10.Mai 2025: Von Trier nach Longwy/FRA ~ 91 km
An der Mosel flussaufwärts bis nach Wasserbillig in Luxemburg, weiter durch das Syr-Tal bis zum Senningerberg, hinauf auf das Plateau de Kirchberg und durch die Hauptstadt Luxembourg.
Über sehr gut ausgebaute luxemburgischen Radwege PC (Piste Cyclable) und Straßen geht es in Richtung Frankreich in die Festungsstadt Longwy.von Alois Portz:
<<Los geht´s mit der Fairplay Senior-Tour im weiten Moseltal bei Trier. Die erste Etappe der „Ardennenumfahrung“ führt uns flussaufwärts entlang der Mosel nach Wasserbilligerbrück über die „blaue“ deutsch-luxemburgische Grenze (Sauer) bis nach Mertert (Pause).
Hier zweigen wir nach Norden in das Tal der Syre ab und folgen diesem langsam ansteigend bis nach Mensdorf. In Mensdorf verlassen wir das Tal der Syre. Gemächlich ansteigend geht’s für uns weiter bis nach Senningen.
Schon von weitem erkennen wir bald ein aufragendes Plateau, den Sandstein-Komplex des Kirchberg-Plateaus. In einigen Steinbrüchen wurde hier bzw. wird noch teilweise der sogenannte Luxemburger Sandstein abgebaut. Ab Senningen gilt es dieses Plateau über einen kurzen, aber knackigen Anstieg bis Senningerberg zu erklimmen. Auf diesem Plateau liegt nun die Hauptstadt Luxemburg vor uns (Mittagspause).
Am Robert-Schumann-Monument auf der Westseite der Großherzogin-Charlotte-Brücke steht für die Fairplay-Senioren-Radgruppe ein Fototermin an.
Exkurs: Robert Schuman, geboren in Clausen (heute Stadtteil von Luxemburg) war französischer Ministerpräsident und bereitete als Außenminister des Landes den Weg zur Schaffung der Montanunion vor („Schuman-Plan“). Später war er Präsident des Europäischen Parlaments. Zusammen mit Jean Monnet gilt er als Gründervater der Europäischen Union.
Nach dem Fototermin in Erinnerung an den Gründervater der EU und Durchquerung der Hauptstadt mit all ihrer Infrastruktur, europäischen Institutionen etc. und Überquerung der nach Norden fließenden Alzette (mündet später in die Sauer) über die Großherzogin-Charlotte-Brücke geht es nach Cessange. Ein leicht hügeliges Terrain schließt sich über Leudelange, Ehlange und Sanem bis zur Pause an.
Die gesamte Strecke ab Mertert führte uns im Übrigen durch das sogenannte Gutland, einen Ausläufer des Pariser Beckens und Teil des nordfranzösischen Schichtstufenlandes.
Kurz nach Bascharage queren wir auf unserer Strecke den nach Westen fließenden Fluss Chiers. Der Chiers ist der einzige Fluss Luxemburgs, der nicht in die Mosel mündet; er mündet bei Sedan, dem Ziel der zweiten Etappe, in die Maas bzw. La Meuse. Wir begleiten den Chiers nun bis Longwy, unserem ersten Etappenziel. Kurz vor Longwy passieren wir zwischen den Ortschaften Redange (Luxemburg) und Longlaville (Frankreich) die luxemburgisch-französische Grenze. Da unser Ziel für die Etappe jedoch nicht in der Unterstadt sondern in der Oberstadt von Longwy liegt, gilt es am Etappenende noch den Anstieg aus dem Tal der Chiers in die Oberstadt zu bewältigen.
Exkurs: In Longwy ist vorgesehen, die Festungsanlagen, erbaut vom Baumeister Vauban unter Ludwig dem XIV, zu erkunden. Glücklicherweise liegt die Festung Vauban, an der der venezianische Karneval am 10./11.05.2025 gefeiert wird, als auch das Restaurant Be (Rue Aristide Briand) in der Oberstadt.>>
Sonntag, 11.Mai 2025: Von Longwy nach Sedan ~ 85 km
Entlang der Ländergrenzen Frankreich und Belgien bewegen sich die Radfahrer auf den historischen Spuren der Maginot-Linie des 2. Weltkrieges. Vor dem Ziel Sedan treffen sie auf die Maas.von Alois Portz:
<<Die zweite Etappe führt uns von Longwy nach Sedan. Von der Oberstadt Longwys geht es auf der Hochebene flach bis Cosnes-et-Romain. Noch in Frankreich führt uns der Weg steil abwärts durch das obere Talende der Seitentäler des Flusses „La Vire“ über Cussigny (Frankreich) nach Signeulx (Belgien). Im Moorgebiet von Cussignieres (teilweise Holzbohlenpfad), beim Zusammenfluss des Columy (aus Frankreich) und der Batte (aus Belgien) zum Fluß La Vire, überqueren wir die Grenze von Frankreich nach Belgien.
Im Tal der Vire geht es mit leichtem Gefälle bis zur Ortschaft Saint-Mard. Hier zweigen wir nach Norden in das Tal des „Le Ton“ ab (Zufluss der Vire), verlassen dieses jedoch bei Virton (Pause) nach kurzer Zeit.
Ab Virton geht es auf einem hügeligen Abschnitt am Südrand der Ardennen bis nach Gérouville. In dieser landwirtschaftlich geprägten Gegend queren wir u.a. das Tal der La Chevratte bei Houdrigny als auch das Tal der La Thonne bei Sommethonne. Das sind alles Nebenflüsse des La Chiers, den wir bereits bei Longwy begleitet haben und auf der heutigen Strecke bei Margut wieder begegnen werden. Ab Gérouville geht es in einem kleinen Tälchen (Ruisseau de Courwez, später La Marche) entlang der belgisch-französischen Grenze stetig mit leichtem Gefälle bis zum Kloster von Orval (Abbaye d`Orval), eine unserer Raststationen.
Exkurs: Im Kloster Orval, ein Kloster der Zisterzienser der strengeren Observanz, genannt Trappisten, haben wir eine kurze Führung in Deutsch. Das Kloster war einst eines der reichsten Klöster, wurde jedoch während des Koalitionskrieges zwischen 1792 und 1797 zerstört und im Nachgang privatisiert. Eine Wiederbelebung erfuhr die Abtei im 20. Jahrhundert. Es wurde auf den Kellern des barocken Neubaus aus dem 18. Jahrhundert, allerdings in schlichter Architektur, wieder aufgebaut. Die Ruinen des zerstörten mittelalterlichen Klosters sind als Mahnmal erhalten geblieben und können besichtigt werden.
Orval-Käse: Bekannt ist die Abtei Orval für den Orval-Käse. Es ist ein pasteurisierter Vollmilch-Käse der als Hartkäse (Typ „Saint Paulin“) mit natürlicher (unbehandelter) Rinde von orangener Farbe gehandelt wird.
Orval-Bier: Das hervorragende Bier der Brasserie d’Orval geht auf ein Rezept des Braumeisters Pappenheimer zurück. Wie alle anderen Brauer der Brasserie d’Orval war auch er Laie und wurde von den Mönchen angestellt, um mit meisterhaften Bieren wie dem Orval das Kloster zu retten. Bis heute wird das Bier nach Pappenheimers Rezept gebraut. Es zeichnet sich durch seinen wunderbar runden, herrlich bitteren Geschmack aus. Durch das Verfahren der Hochgärung und die lange Reifezeit entwickelt das Bier komplexe Aromen, die fruchtig und hopfig-bitter zugleich sind. Ein außergewöhnliches Bier mit einer ganz besonderen Geschichte!
Nach der kräftigenden Rast geht es weiter talabwärts nach Viller-devant-Orval. Hier queren wir den Bach La Marche als auch die Grenze zu Frankreich, bleiben aber im Tal der La Marche bis nach Fromy. Kurz vor Fromy mündet La Marche in den Fluß La Chiers. Der La Chiers fließt hier mehr oder weniger parallel zur La Meuse, jedoch getrennt durch einen Höhenrücken (den wir allerdings nicht überqueren). Unser Weg führt – glücklicherweise – weiter flussabwärts bis nach Carignan.
Nach kurzer Erholung folgen wir der La Chiers bis Douzy. Hier mündet sie in die La Meuse (Maas). Auf der Nordseite der Maas verläuft unsere Route über Bazeilles und weiter in die Innenstadt von Sedan unterhalb der Burg zu unserer Unterkunft im Westen der Stadt.
Exkurs: In Sedan steht eine der mächtigsten Burganlagen Europas. Die mittelalterliche Burganlage mit ihren 35.000 m², die sich auf sieben Etagen erstrecken, ist eine der größten ihrer Art in Europa. Die Burg ist als Monument historique klassifiziert und steht am Abend noch auf dem Besuchsprogramm.>>
Montag, 12.Mai 2025: Von Sedan nach Givet ~ 108 km
Entlang der Maas verläuft die längste Etappe in das Massiv der Ardennen. Der Fluss hat mit seinem Eingraben in das Gebirge dafür gesorgt, dass die Radfahrer ohne besondere Höhenmeter am Fluss entlang fahren können. Ziel ist die auf dieser Tour nördlichste Stadt Frankreich – Givet.von Alois Portz:
<<Von Sedan geht es, auf der ersten der drei Maas-Etappen, an der Maas entlang nach Charleville-Mézières.
Exkurs: Die Maas (französisch La Meuse) gehört zu einem sehr umfangreichen französischen Kanalsystem zwischen der Maas, der Mosel und der Saone. Es ist Teil eines Binnenwasserweges, der Belgien und das Gebiet der Ardennen unter Einbeziehung weiterer Schifffahrtswege mit dem Großraum Paris, mit dem Rhein und mit dem Mittelmeer verbindet. Dieses Kanalsystem, erkennbar auch an der Vielzahl der Schleusen, wurde bis ins Jahr 2003 als Canal de l’Est bezeichnet. Heute heißt der Nordabschnitt dieses Kanalsystems Canal de la Meuse (deutsch: Maas-Kanal) und der Südabschnitt Canal des Vosges (deutsch: Vogesen-Kanal).
Charleville-Mézières ist eingebettet in vier weit ausschwingende Mäanderbögen der Maas. Zwei Kanaldurchstiche zeigen hier exemplarisch die Schiffbarmachung der Maas; sie kürzen für die Schiffe den weiten Weg durch die Flussmäander ab.
Im Ersten Weltkrieg als auch im deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 residierte die mobile strategische Kommandozentrale der deutschen Streitkräfte, das Große Hauptquartier, zeitweise in Charleville-Mézières.
Exkurs: In Charleville-Mézières werden wir am Place Ducale eine Rast einlegen. Die Place Ducale ist der zentrale Platz der in den Jahren nach 1606 neu gegründeten und mit sternförmigen Bastionen befestigten Stadt Charleville. Erbaut in den Jahren 1612–1628 in der Mitte der Neustadt, ist der Platz über den Auftraggeber als auch über die Architekten eng mit seinem Gegenstück, der Place des Vosges in Paris, verbunden.
Nachdem wir Charleville-Mézières über die vierte Maasschleife verlassen haben, führt uns der Weg im Maastal stetig flußabwärts. Das Maastal wird als Durchbruchstal bezeichnet, da sich die Maas hier im Zuge der geologischen Geschichte mit all ihren Phasen (Hebung, Faltung, Eiszeit etc.) ihren Weg durch den Höhenzug der Ardennen gebahnt hat. Sie hat bis zu 200 m in die ältesten Gesteine, Tonschiefer und Quarzite, eingeschnitten. Hänge und Höhenrücken auf diesem Gestein sind bewaldet: Die Ortschaften liegen fast ausnahmslos in den Talebenen der Maas und ihrer Nebenflüsse. Ähnlich wie an der Mosel zwischen Trier und Cochem ist das Tal der Maas von Charleville bis bis Givet durch eine Vielzahl von Mäandern geprägt, z.B. die Maasschleife bei Monthermé, die beiden Flusschleifen bei Revin, der Mäander von Fumay oder die Maasschleife beim Kernkraftwerk Chooz.
Vielerorts gibt es auf den begleitenden Höhenzügen schöne Aussichtspunkte, jedoch abseits und aufwärts unserer vorgesehenen Tourroute im Maastal. In jedem Fall tragen die vielen Maasschleifen dazu bei, dass die Etappe an diesem Tag nicht zu kurz wird.
Kurz vor Givet und damit kurz vor der belgisch-französischen Grenze ändert sich das Landschaftsbild. Kalkstein löst das karge Gestein ab, die landwirtschaftliche Nutzung tritt zunehmend in den Vordergrund. Wir passieren auch erste Kalksteinbrüche, in dem der sogenannte Blaustein abgebaut wird.
Exkurs: Blaustein ist ein Kalkstein, der eigentlich im Raum Aachen abgebaut wurde, dort ist aber sein Vorrat erschöpft, Hier in Belgien gibt es ähnliche Varianten, auch Belgisch Granit, blauer Givet-Stein etc. genannt. Es ist ein Kalkstein mit einer besonderen Härte und frisch geschlagen und poliert eine fast schwarze, blaugraue bis blaugrüne Farbe aufweist. Der Stein ist sehr umfangreich in der Architektur der Wallonie eingesetzt (nicht zu verwechseln mit dem Rechter Blaustein; sh. Etappe 7).>>
Dienstag, 13.Mai 2025: Von Givet nach Andenne in Belgien ~ 76 km
Die geschichtsträchtige Radtour entlang von mächtigen Wehranlagen, auf den Spuren der Pilger nach Santiago de Compostela und das beeindruckende Namur liegen an der Strecke und sind Highlights des Tages. von Alois Portz:
<<Von Givet führt uns die zweite Maas-Etappe weiter flußabwärts und damit stetig tiefer. Alles Höhenmeter, die wir am 6. Tag auf dem Weg von Maastricht nach Bütgenbach andersherum wieder kompensieren müssen.
Die Maas hat mit dem Durchbruch durch den großteils anstehendem Kalkstein ein imposantes Tal geschaffen (ähnlich dem Altmühltal in Bayern). Immer wieder wird das Maastal durch links und rechts der Maas aufragende Kalksteinfelsen, z.B. die Bayardfelsen, geprägt. Der Ort Dinant hat durch die aufragenden Kalksteinfelsen einen besonderen Charakter. Die Zitadelle liegt auf einem Kalksteinfelsen ca. 100 m über dem Maastal und bietet einen wunderbaren Blick auf die Stadt und in das Tal. Ein kleiner Anstieg auf der zweiten Flachetappe als Anreiz? Auch gibt es hier eine interessante Grotte, die Grotte de Dinant La Merveilleuse.
Exkurs: Etwa ein Kilometer nach Dinant liegt die Abtei Abbaye de Leffe, der Ursprung der Leffe-Bierbraukultur. Heute wird das Leffe-Bier in Mont-Saint-Guibert (ca. 60 km entfernt) gebraut und ist im Besitz der Anheuser-Busch InBev-Gruppe.
Weiter geht es flußabwärts. Zwischen Anhée und Profondeville passieren wir erneut ein kleines Massiv mit älteren Gesteinen und ähnlich wie am gestrigen Tag ist der Abschnitt geprägt von Mäandern, wobei diese infolge sogenannte Mäanderdurchbrüche teilweise nicht mehr durchflossen sind (z.B. bei Yvoir und bei Profondeville).
Langsam öffnet sich das Tal der Maas wieder und wir erreichen Namur. In Namur mündet die Sambre von Westen kommend in die Maas und die Maas macht einen 90-Grad-Knick nach Nordost. Die Maas wirkt wie die natürliche Verlängerung der Sambre. Der Verlauf der Sambre bzw. der Maas ist einer tektonischen Störung geschuldet, einer Senke vor den südlich sich anschließenden Ardennen. Die beiden Flüsse bilden quasi die landschaftliche Grenze zwischen dem flachwelligem landwirtschaftlich geprägten Hügelland Mittelbelgiens im Norden und dem waldreichen belgischen Hochland vom Condroz-Plateau bis hin zum Hochland der Ardennen mit seinen Mooren (6. Tourtag) im Süden.
Exkurs: Die tektonische Störungslinie, die von Charleroi im Westen über Namur, Lüttich, Aachen bis in das Rheinische Braunkohlengebiete führt, ist im Übrigen eine wichtige industrielle Zone mit Kohlebergbau (Steinkohle, Braunkohle) und darauf basierender Industrie (z.B. Stahl). Wir folgen dieser Störungslinie mit der Maas an diesem Tag noch bis Andenne.
Exkurs: Im Ersten Weltkrieg war Andenne im August 1914 Schauplatz einer Massenhinrichtung von belgischen Einwohnern durch das deutsche Militär. Zusammen mit dem benachbarten Ort Seilles belief sich die Zahl der Opfer hier auf 262.
Mittwoch, 14.Mai 2025: Von Andenne nach Maastricht in das Limburger Land ~ 82 km
Die Maas dominiert die Strecke der Radfahrer. Die Windungen werden sanfter, wenn es heute von Belgien nach Südlimburg im niederländischen Maastricht geht.
Unterwegs liegt das in Radfahrerkreisen bekannte Lüttich – mit dem Start- und Zielort des Klassikers Lüttlich-Bastogne-Lüttich.
von Alois Portz:
<<Die letzte Maas-Etappe führt uns zum tiefsten Punkt der „Ardennenumfahrung“. Vor dessen Erreichen steht in Huy jedoch noch eine besondere Herausforderung an, die Mauer von Huy.
Exkurs: Die Mauer von Huy ist ein Anstieg, der seine Bekanntheit dem Radrennen Flèche Wallonne verdankt. Die Flèche Wallonne ist als Eintagesrennen ein Frühjahrsklassiker des Radsports. Die „Mauer“ bildet seit 1985 den Abschluss des Rennens. Die Steigung folgt dem Chemin des Chapelles, der vom Stadtzentrum zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de la Sarte führt. Geographisch gesehen führt der Anstieg aus dem Tal der Maas auf das Plateau des Condroz. Der Fuß liegt bei etwa 100 m Meereshöhe, die Kirche, vor der sich das Ziel des Rennens befindet, wird nach 750 Metern auf 204 m Höhe erreicht. Dies entspricht einer durchschnittlichen Steigung von knapp 14 %, die Maximalsteigung liegt bei ca. 27%.
Oben angekommen – oder auch nicht – geht es anschließend weiter im mittlerweile breiten Maastal, vorbei am Kernkraftwerk Thiange, entlang der Maas über Engis nach Lüttich.
Exkurs: Am 3. Dezember 1930 wurde das enge und tief eingeschnittene Tal der Maas beiderseits von Engis Schauplatz eines der ersten öffentlich wahrgenommenen Smog-Katastrophen. Ein selbst für Dezember ungewöhnlicher Kaltlufttropfen hatte sich bei Windstille über das Tal gelegt und hinderte die Abgase aus 27 Fabriken und hunderten Privat-Schornsteinen, abzuziehen („Inversion“). Der hierdurch erzeugte Nebel vergiftete die Luft und erzeugte Atemnot – besonders bei Asthmatikern und Lungenkranken. Der „Giftnebel von 1930“ kostete über 60 Menschen das Leben, allein 15 in Engis selbst. Eine eingesetzte Untersuchungskommission benannte hauptsächlich Schwefeldioxid, ein Abfallprodukt der Verbrennung von Steinkohle, für die Katastrophe verantwortlich. Erstmals gab es handfeste Beweise für die tödlichen Gefahren von industrieller Luftverschmutzung.
In Lüttich mündet aus Süden bzw. dem Hochland der Ardennen die Ourthe mit ihrem Nebenfluss La Vesdre in die Maas. Dem Nebenfluss La Vesdre werden wir auf der nächsten Etappe beim Weserstaudamm (Barrage de La Vesdre) in der Nähe von Eupen nochmals begegnen.
Exkurs: Lüttich ist die zweitgrößte wallonische Stadt (nach Charleroi). Von Lüttich bzw. vom Lütticher Becken breitete sich die Industrialisierung ab Anfang des 19. Jahrhunderts über den gesamten Kontinent aus. Lüttich hatte wegen der zahlreichen Hochöfen den Spitznamen la Cité ardente, „die glühende Stadt“, seit den 1970er Jahren ist die Stahlindustrie weitgehend aus der Region verschwunden. Mit dem Niedergang des Kohlebergbaus im Lütticher Becken und der anschließenden Stahlkrise hatte bzw. muss sich die Region den Schwierigkeiten des Strukturwandels zu stellen.
Wir verlassen Lüttich und werden nunmehr rechtsseitig vom Albert-Kanal und der Maas begleitet. Der Albert-Kanal und der nördlich sich anschließende Juliana-Kanal dient dem Schiffverkehr, da die Maas ab Maastricht flussabwärts selbst nicht schiffbar ist. Kurz vor Vise queren wir den Albert-Kanal und sind nun beidseitig von den Gewässern eingesäumt. Wir radeln nun unmittelbar an der Maas. Kurz nach der Ortschaft überqueren wir im Wirrwarr von Kanälen und Flüssen die belgisch-niederländische Grenze und erreichen den äußersten Südosten der Niederlande mit der Stadt Maastricht.
Exkurs: Unter dem Hochplateau von Sint Pietersberg befinden sich riesige Kalksteingruben. Im Inneren des Bergs gibt es ein menschengemachtes Labyrinth, dessen Gänge eine Gesamtlänge von 200 Kilometern aufweisen. Es entstand im Laufe von 800 Jahren durch den Abbau von Kalksandstein mit Handwerkzeugen zur Gewinnung von Baustoff. Die unterirdischen Gänge und Höhlen dienten auch als Lazarett, Bunker sowie Versteck von Kunstschätzen und anderen wertvollen Gegenständen während der deutschen Besetzung (Grotten Zonenberg).
Es geht entlang der Maas zum „Tiefpunkt“ unserer Radtour mit ca. 48 m NHN nach Maastricht. Maastricht selbst ist ein Touristen-Hotspot, das gesamte Zentrum steht unter Denkmalschutz (insgesamt ca. 1675 Gebäude). Maastricht, im äußersten Südosten der Niederlande, gehört zur Provinz Limburg, eine der zwölf Provinzen in den Niederlanden.>>
Donnerstag, 15.Mai 2025: Von Maastricht nach Bütgenbach ~ 89 km
Es geht heute vom tiefsten Tourpunkt von der Maas hoch hinauf auf die höchsten Punkte der Ardennen im Hohen Venn auf über 630 m NHN.
Es wird lang und damit auch ein wenig anstrengend.
von Alois Portz:
<<Nachdem es nun drei Tage lang stetig bergab ging, wartet am heutigen Tag eine Herausforderung. Es geht vom tiefsten Punkt der Radtour mit 48 m NHN. in Maastricht (Niederlande) zum höchsten Punkt der Radtour, der Botragne.
Doch vorher haben wir noch einige Kilometer anderweitig zurückzulegen. Es geht von Maastricht aus Richtung Süden nach Eijsden und sodann im Tal der Voer bis nach ’s-Gravenvoeren. Hier ist ein erster kleiner Anstieg zu bewältigen. Weiter geht es auf dieser Hochfläche stetig aufsteigend, z.T. genau auf der belgisch-niederländischen Grenze über Teuven und Hombourg (Pause) zum nächsten kleinen Gipfel, der Heinrichskapelle (316 m NHN).
Exkurs: Auf dieser Etappe passieren wir drei belgische Kantone, die bis 1920 (Versailler Vertrag) zu Deutschland bzw. Preußen gehörten. Die Kantone Eupen und St. Vith, die heute die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens bilden (auch Ostbelgien genannt) und das Kanton Malmedy, die heute zur Französischsprachigen Gemeinschaft des Königreichs Belgiens gehört, der sogenannten Wallonie. Die Deutschsprachige Gemeinschaft, die Französischsprachige Gemeinschaft (Wallonie) und Flandern mit der flämischsprachigen Gemeinschaft (belgische Variante des Niederländischen) bilden im übrigen die drei Regionen des Königreiches Belgien.
Nach der Pause geht wieder leicht bergab nach Welkenraed. Ab hier zieht sich bis Eupen eine lang gestreckte industrielle Zone, die es zu durchqueren gilt. Nachdem wir das Vennvorland hinter uns liegen gelassen haben, begleiten wir La Vesdre bzw. die Weser (siehe 6. Tag) bis zum Weserstaudamm am nördlichen Fuß der Ardennen.
Ab km 48 geht es dann von ca. 300 m NHN anspruchsvoll bergauf in den Nationalpark Hohes Venn-Eifel (Hautes Fagnes) zum Naturparkzentrum Bosfagne (ca. 650 m NHN)
Exkurs: Das Hohe Venn ist eine grenzübergreifende, schildförmig gewölbte Hochfläche in Deutschland und Belgien mit einer Ausdehnung von über 600 km². Große Flächen sind als Hochmoor ausgebildet, wovon sich auch der Name ableitet: Venn, Fenn (niederländisch Veen) für Moor. Das Klima ist für mitteleuropäische Verhältnisse rau – im Jahresmittel wesentlich kühler als das Umland – und allgemein wolken-, regen- und schneereich. Die Höhen von Eifel und Ardennen sind das erste Mittelgebirge, auf das feuchte, atlantische Luft von Westen her trifft. Dabei steigen diese Luftmassen auf, kühlen ab und entladen die Feuchtigkeit, sodass es zu Steigungsregen in Form von Regen oder Schnee kommt. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1400 bis 1500 mm mit einem Maximum im Dezember und Januar und einem Minimum im Mai. Tage mit Regen- oder Schneefall gibt es im langjährigen Mittel etwa 220 bis 230 im Jahr. An ca. 170 Tagen tritt Nebel auf. Trotz des allgemein nassen Klimas treten mitunter auch längere Trockenphasen auf, vorwiegend im Frühjahr und Frühsommer, was im Extremfall zu Bränden des Torfbodens führt. So brannte es im Sommer 2004 auf einer Fläche von 200 ha und im April 2011 bei einem Großbrand sogar auf 10 km².
Weiter geht’s zum höchsten Punkt der Ardennen, der Botrange bei km 72. Die Botrange ist mit 694 m NHN der höchste Punkt Belgiens. Eine zusätzlich angelegte Aufschüttung mit Treppe, der sog. Baltia-Hügel, sorgt dafür, dass in Belgien die Höhenlage 700 m NHN erreicht wird.
Exkurs: Der Baltia-Hügel, benannt nach Baron Herman Baltia (Generalleutnant von Neubelgien) lag ursprünglich ca. 2,4 km weiter nördlich am Ort Baraque Michel. Das war bis 1920 der höchste Punkt Belgiens. Mit der Neuordnung 1920 wurde der Baltia-Hügel auf den nunmehr höchsten Punkt Belgiens verlegt.
Wir lassen Belgiens höchsten Punkt und die Hochfläche des Hohe Venn hinter uns und erreichen auf dem Vennbahnweg eine heckenumsäumte, hügelige Wiesenlandschaft mit Wäldern sowie verstreut liegenden Dörfern und Bauernhöfen. Die Häuser sind wetterseitig mit bis zum Boden reichenden Dächern versehen. Haushohe Hecken bieten Schutz vor der besonders im Winterhalbjahr oft windigen und feuchten Witterung. Kurz vor Bütgenbach biegen wir vom Vennbahnweg links ab und erreichen die Freizeitanlage Worriken am Stausee in Bütgenbach, unser Tagesziel.>>
Freitag, 16.Mai 2025: Von Bütgenbach nach Wiltz ~ 89 km
Von der bei vielen deutschen Schülern bekannten belgischen Freizeitanlage Worriken starten wir zu einer Besichtigung eines Schieferbergwerks in Rech. Die vorletzte Etappe führt über den nördlichsten Punkt Luxemburgs zum letzten Etappenort Wiltz.von Alois Portz:
<<Die heutige Etappe steht in den Anforderungen der Etappe vom Vortag nicht hinterher. Ein ständiges Auf und Ab erwartet uns. Wir befinden uns wieder in Ostbelgien, d.h. der Region mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft, und werden diese bis zum Nachmittag, wenn wir Luxemburg erreichen, durchqueren.
Wir verlassen Bütgenbach auf der Strecke, auf der wir am Tag zuvor angekommen sind, um dann wieder auf den Vennbahnweg abzuzweigen. Die ersten 20 Kilometer führen uns stetig bergab bis wir bei Montenau das Tal der Amel erreichen. Gut erholt erwartet uns nun kurz nach dem Campingplatz der Anstieg zum Schieferstollen und Blausteinmuseum Stollen Recht. Hierzu verlassen wir den Vennbahnweg.
Exkurs: Das Dorf Recht war vom 18. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Steingewinnung und dem Steinmetzhandwerk geprägt. Schiefer (Rechter Blaustein) wurde hier schon vor sehr langer Zeit über der Erde in Steingruben für Dachschiefer abgebaut. Es handelt sich um einen Schiefer mit einem Alter von 488,3 bis 478,6 Millionen Jahren. Im Jahre 1890 entschlossen sich die Gebrüder Margraff aus Recht, neben dem oberen Stollen einen unteren Stollen anzulegen. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Bergwerk aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Seit 2007 ist es wieder als Besucherbergwerk geöffnet.
Nach der Besichtigung des Bergwerkstollens Recht (555 m NHN) ist es bis zum Tagesziel Wiltz (330 m NHN) nunmehr ein ständiges Auf und Ab. Wir queren im Hügelland der südlichen Ardennen mit den Sandsteinen, Quarzsandsteinen und Schiefern des Grundgebirges permanent Täler und Höhen. Geprägt ist die Landschaft durch Landwirtschaft, jedoch immer wieder durchsetzt mit Waldflächen.
In St. Vith stoßen wir wieder auf den Vennbahnweg, der uns dann entlang der Our bis nach Steffeshausen führt (ca. 360 m NHN) und mit dem nächsten Anstieg (12 Kilometer) wieder hoch zum Buergplatz (ca. 545 m NHN) an der belgisch-luxemburgischen Grenze. Der Our werden wir am nächsten Tourtag in Wallendorf wieder begegnen, wenn diese in die Sauer mündet.
Im Mille- bzw- Stauwelsbachtal bis nach Troisverges ist dann wiederum Erholung auf ca. 6 Kilometer angesagt. Die letzten 25 Kilometer über Asselborn, Rumlange, Weicherdange und Erpeldange zum Tagesziel nach Wiltz an der Wiltz sind erneut ein ständiges Auf und Ab bzw. ein Wechsel von Schnaufen und Erholen.>>
Samstag, 17.Mai 2025: Von Wiltz nach Trier ~ 98 km
Der Fluss Sauer dominiert heute die letzte Etappe über Ettelbrück, Diekirch, Bollendorf, Echternach bis nach Wasserbillig. Nach der letzten Statio an der Mündung in die Mosel geht die Reise durch 5 Länder der Großregion in der Römerstadt Trier zu Ende. von Alois Portz:
<<Die ersten 25 Kilometer der letzten Touretappe reihen sich an profilmäßig die gestrige Tagesetappe an. Im Hügelland des Grundgebirges geht es wiederum permanent hoch und runter, u.a. queren wir die Sauer, die wir später auf unserer Tour ab Ettelbrück bis Wasserbillig begleiten, bei Heiderscheidergrund.
Der letzte „Gipfel“ wird mit dem nächsten Anstieg beim Campingplatz Fuusskaul südlich von Heiderscheid erreicht (ca. 520 m NHN). Von hier aus geht es bergab über Feulen nach Ettelbrück. Mit Erreichen von Ettelbrück verlassen wir die Ardennen (den Bereich des Grundgebirges, und gelangen wieder in das Luxemburger Gutland, dem östlichem Teil des Pariser Beckens (sh. Etappe 1). Ettelbrück ist im Tal der Alzette angelegt, die wir am ersten Tourtag über die Großherzogin-Charlotte-Brücke in Luxemburg überquert haben. Nach Ettelbrück mündet die Alzette von Süden kommend in die Sure bzw. Sauer und entwässert über diese in die Mosel.
Von Ettelbrück verläuft die Tour entlang der Sauer über Diekirch nach Wallendorf, wo der deutsch-luxemburgische Grenzfluß Our in die Sauer mündet. Die Our haben wir am Vortag von St. Vith bis Steffenshausen bereits begleitet. Sie entwässert u.a. die südlichen Ardennen über die Sauer ebenfalls in die Mosel.
Echternach ist die älteste Stadt Luxemburgs und Hauptort der touristisch attraktiven Kleinen Luxemburger Schweiz oder Region Müllerthal. Ihren Namen verdankt die Region den Sandsteinfelsen, welche durch Fließgewässererosion (Sauer, Schwarze Ernz) herausgearbeitet wurden und bei Wander- und Kletterfreunden sehr beliebt sind. Die Gegend wird vom Mullerthal Trail durchquert, einem die Fels- und Bachlandschaften in drei Schleifen erschließenden Wanderweg von 112 km Gesamtlänge. Die Luxemburger Schweiz ist Teil des Deutsch-Luxemburgischen Naturparks.
Von Echternach geht es entlang der Sauer, die hier die deutsch-luxemburgische Grenze markiert, nach Wasserbillig. In Wasserbillig mündet die Sauer in die Mosel und wir treffen hier auf die Route der ersten Etappe. Unser Weg führt nun zurück nach Trier und die Ardennenumfahrung neigt sich dem Ende zu.>>