Senior-Tour 2024 – der 5. Tag

  1. Etappentag – die Königsetappe mit 101 Kilometer und 1604 Höhenmeter

Die Sonne und die Berge des Schweizer Jura sind gnadenlos aber wunderschön.

Wir verlassen Belfort um „12 vor 9 Uhr“ und fahren auf guten Radwegen in Stadt und Land in Richtung Schweiz.

Vor dem TGV-Bahnhof in Montbéliard erwischt es mich mit einem Plattfuß am Hinterrad. In einer Gemeinschaftsaktion ist das schnell erledigt und wir gehen wieder auf die Strecke. Das war dann der erste Platten in 20 Jahren Teilnahme an Fairplay-Radtouren – und auf meinem Santiago-Weg 2022 über 4220 km habe ich auch nur 3x Luft „nachgetankt“ – irgendwann ist jeder dran.

In Delle ist der Grenzübergang, aber wir merken es nur an den Schweizer Autokennzeichen und das auf einmal steilere Hügel mitten im Dorf sind. Die französische Sprache wird uns aber weiter bis zum Etappenziel Les Chaux-de-Fonds begleiten.

Apropos Schweizer Autofahrer und Radfahrer – dass passt wohl noch nicht zusammen. Die Autos überholen uns oft schon stramm und eng – da fehlt noch der Respekt aller Teilnehmer auf der Straße – da war ich in Frankreich und Spanien bei meiner Camino-Radtour von Autos und LKW’s verwöhnt.

Der erste geplante Berg ist der Col de Croix mit 789m. Dieser muss als erstes von Porrentruy aus bezwungen werden. Die Agrar- und Industriestadt in der Region Ajoie mit ihrer Schlossresidenz der Baseler Fürstbischöfe (16. Jh) zieht an uns vorüber und tangiert uns bei hohen Temperaturen nur ein wenig. 

Die Hitze steht im Berg – und wir manchmal auch – im 1. Gang. Alle kommen super oben an und für mich als rote Laterne eine La-Ola-Welle an der Rast.

Entspannt und im rasenden Tempo landen wir dann in St. Ursanne an der Doubs – ein schönes beschauliches Städtchen in einer tollen Talkulisse.

Wir bereiten uns dann schon direkt auf den 2. Anstieg mit ca. 9 km und über 500 Höhenmeter vor. Der Einstieg bietet mit der Eisenbahn-Bogenbrücke, dem Viadukt Combe Maran von 1930, ein atemberaubendes Panorama und hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen.

Der Anstieg fordert alle heraus und die Begleitfahrzeuge sammeln auch den Einen oder Anderen ein. Die Spitze verirrt sich ein wenig und hat ein paar zusätzliche Kilometer und Meter in der Höhe zu bewältigen. In einem Teilabschnitt teilen wir den Radweg mit einer grasenden Kuhherde – aber alle sind auf irgendeine Taktik hin vorbeigekommen.

Das Schweizer Jura ist heute bei dieser Sonne auch für Fotografen atemberaubend schön. Dieses Erlebnis teilen wir auch mit einem Radler-Paar, die ebenfalls ohne Strom diese hohe Hürde bewältigen wollen.

Ich selbst bin zwar der Letzte bei der Mittagsrast vor Saint-Brais auf fast 1000 Meter Meereshöhe, aber stolz, es geschafft zu haben. Ja – und dann gibt’s Applaus für das Radlerpaar – Monica und Stefan aus der Schweiz – die wir dann zur gemeinsamen Rast einladen; sie sind von Schaffhausen nach Nyon am Genfer See unterwegs und testen zum ersten Mal diese Art von Urlaub und Freizeitsport. Wir verabschieden uns und sehen sie noch einmal kurz in Saint-Brais und wünschen „Bonne route“.

Die letzten 40 km zehren an den Kräften und wir sind alle froh, in der Rush-Hour von Les Chaux-des-Fonds im 4-Sterne Hotel Athmos einzurollen.

La Chaux-de-Fonds ist eine auf rd. 1.000 m gelegene Reißbrett Stadt, deren Straßen parallel und rechtwinklig verlaufen. Sie beherbergt die bekanntesten Uhren-Manufakturen der Schweiz. Seit 2009 ist sie wegen ihres architektonischen Wertes als Planstadt Weltkulturerbe. Unsere Fahrzeugbegleiter und auch wir als Radfahrer merken von dieser Wertigkeit wenig – es ist Rush-Hour und der Verkehr laut, wenig rücksichtsvoll und hektisch.

Die Zimmervergabe stellt sich trotz Buchungsnachweis für Kaspar und Charly etwas komplizierter dar – aber alle kommen unter. Auf dem Weg zum Zimmer im Aufzug mit Peter M stellt Peter K fest: „Jetzt kommen noch ein paar Höhenmeter dazu!“. Da das Spiel der deutschen EM-Fußballer bereits um 18 Uhr beginnt ist Eile beim Duschen usw. angesagt. Aber irgendwie sehen wir uns dann alle spätestens in der zweiten Halbzeit in Restaurants beim Essen und Public-Viewing wieder – der Sieg über Ungarn ist dann das Sahnehäubchen zum Tage.

Für die Statistiker: Aktuell haben wir rd. 474 Kilometer und 3.355 Höhenmeter bergan zurückgelegt und saßen dabei 26’42“ im Sattel. Chapeau

Peter Kruses Limerick zum Tage:
Heut‘ war nicht mein bester Tag
Woran liegt’s wohl, ich mich frag
Schöne Landschaft, grüne Wiesen,
Mir sonst doch sehr am Herzen liegen.
Ob es an zu wenig Höhenmetern lag? 😉

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