Bergfest der Pilgerreise in Höxter
Am gestrigen Abend bin ich wegen des Regens direkt in die Pilgerherberge von Karin gefahren. Die Runde durch die Stadt steht heute Morgen nach dem Früstück an. Bei Marmelade, Käse, selbstgebackenen Dinkelbrötchen und Ziegenmilch im Kaffee und interessanten Gesprächen verstreicht die Zeit wie im Flug und ich eG verabschiede mich gegen 8:30 Uhr. Da es ja heute auf dem Jakobsweg nach Paderborn „nur“ ca. 62 km sind schaue ich mir die Fachwerkstadt an. Das, was renoviert ist, sieht sehr gut aus, aber es gibt noch ausreichend viel „Unterhaltungsstau“ (O-Ton in der Grundstücks- und Gebäudebewertung). In der ev. Pfarrkirche St. Kilian starte ich mit dem 1. Tagesstempel und dann gehts auf die Strecke. Diese verläuft heute auch sehr oft auf oder in der Nähe der Originalstrecke. Das bedeutet damit aber auch jede Menge Höhenmeter – am Ende sind’s 770 m bei 65 gefahrenen Kilometern.
Ich nutze den Stopp und schalte meinen MP3 Player ein – Taizé Musik und diese startet mit „Psallite Deo“ …
Nach ca. 15 km habe ich die erste „Bodenwelle“ von 100 m auf 330 m hinter mir und steige auf die „Modexer Warte“ hoch. In dem Turm sind ganz steile Holztreppen installiert, aber die Aussicht ist nach der Anstrengung toll und weit.
Wenn ich geglaubt habe, dass ich im Hunsrück auf dem Ausoniusweg alle steilen Anstiege hinter mir gelassen habe, dann habe ich wohl geirrt. Im Band 8 des LWL-Verlag für die Jakobswege in Westfalen steht auf dieser Etappe der Hinweis für Radfahrer, dass Teilstücke des Originalweges über 15% Steigung haben und man soll hier dann parallel auf die Straße wechseln; hoffentlich habe ich das bei der Planung berücksichtigt.
Nach dem Pilgerstempel und einer Rundfahrt durch die schönen, von Fachwerkhäusern gesäumten Straßen mit einem interessanten Brunnen entschließe ich mich, von km 20 noch weiter bis km 35 nach Bad Driburg weiterzufahren, um hier eine längere Pause einzulegen.
Die zweite Welle steht an – aber von Brakel auf die Emderhöhe über einen nassen Waldweg ist es nicht weit, aber steil. Und die Forstarbeiter haben viel zu tun mit dem Holzfällen der vertrockneten Fichten. Der Weg ist damit auch schwierig befahrbar, da viele Rindenreste rumliegen und die schweren Geräte Spuren hinterlassen.
Aber es kommt später noch besser. Auf der Höhe bin ich bei 295 m ü. NHN angekommen und kann jetzt in Ruhe auf der Kreisstraße bei wenig Verkehr bergab fahren. Die Hinweisschilder zeigen 3x 10% Gefälle – es geht auch rasant mit meinen schweren Gerät bergab. Ich behalte die Höchstgeschwindigkeit für mich, da ich sonst vielleicht die gelbe Karte gezeigt bekomme (5.. km/h).
Pünktlich und im Zeitplan sitze ich gegenüber einer Eisdiele an der „Langen Straße“, die durch die Bäderstadt schnurgerade hindurchführt. Es ist die alte Handelsstraße auf dem Hellweg und der Jakobsweg folgt diesem Weg seit Jahrhunderten. Beim Metzger erstehe ich ein warmes Schnitzelbrötchen und ich habe ja auch noch ein Dinkelbrötchen und Kaffee ToGo von Karin‘schen Frühstück als Wegzehrung dabei. Der Rewe nebenan hat kühle Cola und der Liter wird für später halbiert. Zur Besonderheit dieser Stadt gehört natürlich erwähnt, dass hier seit dem Mittelalter eine florierende Glasindustrie entstanden ist – ein Museum zeigt hier am Ort die geschichtliche Entwicklung.
Der Jakobsweg führt unweigerlich über diesen Berg. Aber wenn ich gewusst hätte, was von der Burg Rest ist…
Zum ersten Mal steht schieben an. Das Ding ist verdammt schwer bei über 15% Steigung. Es sind nach Navi ca. 300m, aber ich halte 2x inne. Ich glaube auch der Wanderer mit Rucksack macht hier Zwischenhalte.
Jetzt sind die Höhen geschafft und es geht auf dem Pilgerweg bergab. Als Hindernis neben einem chaotischen Untergrund aufgrund der Waldarbeiten tauchen noch neue Hindernisse auf.
Die nächsten Statio‘s sind in Schwaney (45 km) und Dahl (53 km). In Schwaney zeigt der Pilgerstempel den Hl. Jakobus und benennt den westfälischen Jakobsweg von Höxter nach Bochum.
Kurz vor Paderborn weist die Jakobsmuschel den Weg.
In Paderborn fahre ich direkt zur Unterkunft „Michael“. Nach dem Check-in und Dusche gehts zuerst zu Fuß in die Stadt. In einem kleinen Rundgang komme ich an den wesentlichen Sehenswürdigkeiten vorbei, wovon ich hier jetzt nur das Rathaus und den Dom im Bild zeige und das Jakobuszentrum.
Morgen gehts weiter auf dem Hellweg bis vor die Tore Dortmunds auf ca. 103 flachen Kilometern- aber da ich gegen Westen fahre, wird auch der Gegenwind wie heute wieder einer meiner „Gegner“ sein.
Hallo Karl-Josef.
Verfolge sehr interessiert deine Berichte.
Ich wünsche dir weiterhin einen guten Verlauf und viel Spaß.
Gruß Raimund
Danke Raimund- es ist schön wenn die Heimat mit an Bord ist.